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Emil Nolde

(1867 Nolde - 1956 Seebüll)
Blumenstillleben mit Strelizien, Orchideen und Anturien
Asymmetrisch komponiertes, ausschnitthaft angelegtes, um 1930 entstandenes Stillleben, das die in intensiv leuchtenden Gelb-, Orange-, Rot- und Violetttönen geschilderten Blütenstengel vor einem freien Raumhintergrund in laviertem Hellgrau zeigt. Emil Hansen, der sich ab 1902 nach seinem nordschleswigschen Heimatdorf Nolde nannte, war 1906/07 Mitglied der Künstlergruppe "Brücke" und begegnete in Berlin Edvard Munch; 1909 wurde er Mitglied der Berliner Sezession in Berlin, wo er über mehrere Jahre regelmäßig die Wintermonate gemeinsam mit seiner dänischen Frau Ada verbrachte. 1916 zog Nolde mit ihr nach Utenwarf an die Westküste bei Tondern, 1920 nahm er die dänische Staatsbürgerschaft an. Erst 1926 zog er mit Ada auf die deutsche Grenzseite und erwarb eine Seebüll genannte Warft im Kreis Nordfriesland, wo sie bis 1930 das gleichnamige Wohn- und Atelierhaus erbauten. Nolde hat als expressionistischer Maler ein überaus umfangreiches Oeuvre von Aquarellen geschaffen, darunter ab 1918/20 eine Vielzahl von Blumenstillleben. Auch während des über ihn verhängten Malverbots 1941-45 entstanden insgeheim 1300 Blätter, die sog. "ungemalten Bilder". Wesentliches Stilmittel der Bildfindung und der geheimnisvollsten Wirkungen von Noldes Aquarellen ist ihre individuelle Nass-in-Nass-Technik. Er verwendete hierzu angefeuchtetes, aufsaugendes Japanpapier, auf dem sich spontan und furios aufgetragene, lodernde Farbflecken in feuriger, kraftvoller Expressivität ausbreiten, sammeln und verlaufen konnten, so dass die Gestalt allein aus Farbe besteht. In diesem für Noldes Werk repräsentativen Blatt kombinierte er scharf konturierte und weich zerfließende Flächen, die in den Blüten zu einem Farbfeuerwerk kulminieren. Aquarell/Japanpapier. R. u. sign; 46,5 cm x 34,2 cm. Rahmen. (143130)
Beigefügt: Expertise von Prof. Dr. Martin Urban, Nolde-Stiftung Seebüll, dat. 7.4. 1998.
Provenienz: Auktion Villa Grisebach, Berlin, 5.6.1998, Nr. 37; norddeutsche Privatsammlung.

Taxe € 150.000