160 Porzellan
Sehr bedeutende große Schatulle.
KPM-Berlin. Um 1900.
510
Äußerst seltene große Schmuckschatulle in Form einer Rokoko-Kommode mit Weichmalerei
Dreiseitig geschweifter, bombierter Korpus auf Volutenfüßen mit stark ausgezogenen Ecklisenen, frontseitig bekrönt von plastischen Puttenköpfen. Gering
überstehender, dem Korpus entsprechend profilgerahmter Scharnierdeckel. Reicher, reliefplastischer Rocaille- und Muscheldekor mit Reliefgoldornamenten
und Schuppenmosaik. Auf der Wandung von Blattranken gerahmte Reserven mit pastellfarbenen Fonds in zartorange- bis rosafarbenen Tönen, unterhalb
begrenzt von geschweiften blauen Schuppenzwickel. Auf der Schauseite, rocaillegerahmtes, von einer Blumengirlande gesäumtes Portrait eines brünetten
Mädchens mit Haarreif. Schmalseiten mit weich gezeichneten Blumenstillleben. Auf dem schräg ansteigendem Deckel großflächige Watteauszene, einen
Kavalier im Gespräch mit zwei höfischen Damen vor Landschaftskulisse in der Art der „Fête galante“ darstellend. Polychrome Malerei. Florale Dekoration
in sog. Weichmalerei. Goldstaffage. Entw. Robert Schirmer. Feuervergoldete, ornamental gravierte Bronzemontierung, bez. „Königl. Porzellan Manufactur
Berlin“. Unterseite bez. „Kai‘kos Ebene bei Pergamon“. Zepter- und rote Malereimarke. H. 30 cm. 52 cm x 26 cm. (171057)
Im Modellbuch der KPM von 1885 wird die im Stil des Neo-Rokoko gearbeitete Schatulle als „Juwelenkasten in Form einer Kommode“ unter der Modell-Nr. 3117 geführt. Dort ist zudem
vermerkt, dass die Modellformen für diese Schatulle neben anderen Gipsmodellen des Historismus am 9.2.1921 im Zuge der stilistischen Neuorientierung der Manufaktur zerstört wurden.
Für die freundliche Auskunft danken wir dem historischen KPM-Archiv Potsdam (November 2017).
Um sich nationalen und internationalen Absatzmärkten zu öffnen, nahm die KPM regelmäßig an Gewerbe- und Weltausstellungen teil und gewann damit den im Prestigedenken verhafteten
Adel und das Großbürgertum als finanzkräftige Käuferschicht. Neben anderen, vom Publikum sehr wertgeschätzten Objekten des Neo-Rokoko wurde ein Exemplar des Schmuckkastens
bereits 1888 auf der Deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München gezeigt.
Vgl. Dietz, Nr GF1, S. 476, 79.; Keramos, Heft 209, Abb. 5, S. 78.
A very rare huge jewellery box with so called ‚Weichmalerei‘. Sceptre and red painter‘s mark.
KPM-Berlin. Um 1900. € 47.000,–