208 Porzellan
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Monumentale Prunkkanne mit reichem plastischen Dekor und Weichmalerei
Rocailleförmig gerahmter, durchbrochen gearbeiteter Sockel mit schräg bombiertem, gedrücktem Nodus. Ovoider
Vasenkorpus mit eingezogenem, schlankem Hals, in hochgezogene, muschelförmig gerippte Gefäßmündung mit
breitem Ausguss übergehend. Seitlich als Handhabe ein vollplastisch gearbeiteter, weiblicher Halbakt in Begleitung
eines Puttos, umgeben von filigran modellierten Blütengebinden. Auf der gegenüberliegenden Gefäßschulter, über
plastischem Fruchtstand aufgelegter Maskaronkopf eines Satyrs, mit gierigem Blick die am Ausguss hängenden
plastischen Weintrauben betrachtend. Auf der Wandung stark reliefplastische, aufsteigende Rocaillen als Rahmung
für großes Blumenarrangement aus blühenden Chrysanthemen, Margeriten und Anemonen in äußerst feiner pastelltoniger
Weichmalerei von Franz Aulich. Verschiedene Fondflächen mit reichem Reliefgolddekor. Entw. Alexander
Kips, 1891. Modell-Nr. 3646. Maler-Sign. „F. Aulich“. Minim. rest.; Zepter- und Malereimarke. H. 77 cm.
Der als artistischer Direktor an der KPM angestellte Alexander Kips leitete während seiner Amtszeit zwischen 1888 und 1908 eine neue
Ära im Bereich der künstlerischen Porzellangestaltung ein. Seine Vorliebe für neobarocke Formen in Verbindung mit üppigem Rocaillewerk,
vollplastischen Figuren und einer neuartigen Manier von feiner Blumenmalerei drückt sich vor allem in seinen Entwürfen für monumentale
Vasen aus. Vor farblich diffus verlaufendem Hintergrund werden die Blumenarrangements in weichen Übergängen komponiert, wobei die
Hauptblüten trotz völligen Verzichts auf Konturlinien, scharf und leuchtend hervortreten.
Einer der wichtigsten Porzellanmaler für die Weichmalerei war der 1852 in Schlesien geborene Franz Aulich. Mit seinen Entwürfen nach
intensiven Naturstudien trug er entscheidend zur künstlerischen Entwicklung der Blumenmalerei während der Kips-Ära bei.
Vgl. Dietz, Slg. Sabet, S. 103ff.; Keramos, Heft 221 (2013), S.88; Heft 222 (2013), S. 41ff.
A splendid monumental porcelain vase modelled by Alexander Kips with female semi-nude and cupid, decorated with flowers in so called
„Weichmalerei“ by Franz Aulich. One leaf minor restored on the top. Sceptre and painter‘s mark.
KPM-Berlin. Um 1900.
€ 65.000,–