528 Gemälde
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A. R. Penck
(1939 Dresden - 2017 Zürich)
Ohne Titel
Die beiden großformatigen, 1980-1983 entstandenen, in dieser Auktion angebotenen Gemälde gehören
zu den frühen Arbeiten Pencks unmittelbar nach dessen Ausbürgerung aus der DDR im Jahr 1980 und
knüpfen an seine seit den 1960er/70er Jahren entstandene, berühmte Werkreihe der „Standart-Bilder“
an. Dargestellt sind in dieser Arbeit neben den für Penck so überaus charakteristischen Strichmännchen-
bzw. Jägerfiguren verschiedene archaische Symbole, Vögel, der Schriftzug „SIX“ und ein Emblem mit
dem Monogramm „ATB“. Durch das Gegensatzpaar einer umgedrehten (bundes-)deutschen Flagge
sowie eines Hammers mit Sichel mit einem dazwischen komponierten Kreuz- bzw. Sargmotiv wird ein
ambivalenter politischer Zusammenhang hergestellt. Zugleich ist es eine direkte Anspielung auf Pencks
weiteres Pseudonym seit 1973 - Mike Hammer, ein subversiv-ironisches Motiv, das auf das Werkzeug
des Hammer- und Sichel-Staates DDR ebenso abzielt wie auf den raubeinigen, antikommunistischen
amerikanischen Privatdetektiv Mike Hammer in den Kriminalromanen von Mickey Spillane und der
gleichnamigen Fernsehserie aus den 1950er Jahren. 1953/54 erhielt Penck, dessen bürgerlicher Name
Ralf Winkler war, durch Jürgen Böttcher („Strawalde“) in Dresden seinen ersten Zeichenunterricht und
gründete mit Böttcher, Winfried Dierske, Peter Graf, Peter Herrmann und Peter Makolie die nonkonformistische
Avantgarde-Künstlergruppe „Erste Phalanx Nedserd“. 1955 begann Winkler eine Ausbildung
zum Werbegrafiker, die er schon 1956 wieder abbrach. Da die Bewerbungen an den Kunsthochschulen
in Dresden und Berlin erfolglos blieben, musste er sich jenseits des staatlichen Kunstsystems seinen
Lebensunterhalt über etliche Jahre durch Tätigkeiten in verschiedensten Berufen verdienen. Seit Anfang
der 1960er Jahre entwickelte Winkler seinen eigenen neoexpressionistischen Stil aus grafischen Bildzeichen
und Figuren, die an Graffiti, asiatische Kalligraphie und nicht zuletzt an steinzeitliche Höhlenmalereien
erinnern - programmatisch wählte er das Haupt-Pseudonym A. R. Penck, nach dem Geologen
und Eiszeitforscher Albrecht Penck, zum Künstlernamen. Seit 1969 bekam Penck zunehmend Probleme
mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR, Bilder wurden beschlagnahmt, seine Mitgliedschaft
im Künstlerverband abgelehnt. 1971 gründete Penck die oppositionelle Künstlergruppe „Lücke“. 1972
nahm er erstmals an der documenta in Kassel teil und erhielt 1975 den Will-Grohmann-Preis der West-
Berliner Akademie der Künste. Hiernach nahmen die Einschränkungen, Kontrollen und Repressalien
durch die DDR-Staatssicherheit nochmals zu, dennoch arbeitete Penck ab 1976 mit dem westdeutschen
Malerkollegen Jörg Immendorf zusammen. In ihren Arbeiten setzten sie sich sowohl für die innerdeutsche
Grenzabschaffung als auch für Dissidenten wie Bahro und Havemann ein. Nach seiner Ausbürgerung
aus der DDR lebte Penck bis 1983 zunächst in Kerpen bei Köln. Seine großformatigen Arbeiten mit
ihrer zunehmend farbkräftigen und gestischen Malerei ließen ihn in den 1980er Jahren rasch zu einem
der bedeutendsten Vertreter der „Neuen Wilden“ werden, der vielfach ausstellte - u. a. 1982 auf der
documenta 7 in Kassel und 1984 auf der Biennale in Venedig. 1988 wurde er als Professor für Malerei
an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. Acryl/Lwd.; L. u. sign.; 200 cm x 250 cm.
Provenienz: Privatsammlung Nordrhein-Westfalen, 1980-1983 direkt vom Künstler erworben.
Oil on canvas. Signed. Provenance: Private collection, North Rhine Westphalia, purchased 1980-1983 directly from the artist.
€ 75.000,–