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107 Detailansicht
Bodenunterseite.
Silber
107 Meister Heinrich Christoph Carl Westermann. Leipzig. 1822.
Ansicht des Verlegers
Wilhelm Ambrosius Barth.
107
Historisch interessanter, datierter Leipziger Deckelhumpen
als Hochzeitsgeschenk sowie zur Erbringung einer Wettschuld
von Wilhelm Ambrosius Barth (1790-1851) im Jahr 1822.
Silber. Über stark aufgewölbtem Stand zylindrischer, von Profilringen gerahmter Korpus. Auf der Wandung umlaufend szenische,
sehr fein getriebene und gravierte biblische Darstellung der Segnung der Kinder. Von naturalistischen Palmen unterteilte Wiedergabe
von Jesus Christus, der die Kinder empfängt. Seitlich zuschauende Erwachsene, der Hintergrund begrenzt durch einen geflochtenen
Zaun. Oberhalb gravierte Felder mit Verweisen auf das Buch Sirach. Hoch gewölbter Deckel bekrönt von einem filigran gearbeitetem
Fruchtkorb. Stand- und Deckelrand reliefplastisch gerahmt von Blütenranken, u.a. aus Lilien, Rosen, Nelken, Passionsblumen
und Vergissmeinnicht. Blattreliefierter Volutenhenkel, auf der Unterseite graviert und datiert „Gefertigt von H. C. Westermann, Leipzig
1822“. Auf der Bodenunterseite gravierte Widmung: „Dein Schritt ins Ehebette / ward mir Verlust der Wette / Drum löse ich ein
mein Wort / und überreiche Dir / die süsse Kanne hier / W. A. Barth“. Innen vergoldet. Gest., Stadtmarke, Jahresbuchstabe G,
Meister Heinrich Christoph Carl Westermann (wird Meister 1803). Gew. ca. 2220 g. H. 25,5 cm.
Nach seiner Ausbildung in Leipzig und Frankfurt/Main übernahm Wilhelm Ambrosius Barth 1813 den väterlichen Verlag und gab diesem eine neue, wissenschaftliche
Ausrichtung. Barth war von 1831 bis 1834 erster Vorsteher im Leipziger Börsenverein. Auf seine Anregung erfolgte die Gründung des Börsenblatts
für den Deutschen Buchhandel. Der Verleger wurde 1831 Leipziger Stadtverordneter, ferner engagierte er sich gesellschaftlich und gehörte u.a. zu den Mitbegründern
des Leipziger Kunstvereins. In Auftrag gab er diesen großartigen Humpen bei seinem Freund Heinrich Christoph Carl Westermann (1777-1835).
Dessen Sohn George Westermann unterstützte Barth mit seinem Rat, in Braunschweig seine Lehre als Buchhändler zu beginnen. Aus diesen Anfängen entstand
später der bis heute bekannte Westermann-Verlag. Die qualitätvollen, oftmals im Auftrag des Adels entstandenen Silberschmiedearbeiten Westermanns sind
heute u.a. im Grassi-Museum ausgestellt. Vgl. Schröder, Leipziger Goldschmiede,, Nr. 1622. Rosenberg, Bd. II, Nr. 3003, Bähr, Marion, Barth, Wilhelm
Ambrosius“ in: Sächsische Biografie, 2006. Meiner, Annemarie, „Barth, Wilhelm Ambrosius“, in: Neue Deutsche Biographie 1, 1953, S. 600 f.
A very rare dated silver tankard with biblical scene as a present from a Leipzig publisher on the occasion of a marriage and at the same time to redeem a
betting dept by Heinrich Christoph Carl Westermann (master since 1803). Gilt inside. City and master mark, date letter G.
Leipzig. 1822. € 24.000,–