56
148 Meister Johann Georg Friedrich Kauffmann und Hieronymus II Schuch. Augsburg. 1705 - 1709.
Silber
148
Höfisches Mundzeug mit Original-Futteral
Silber, feuervergoldet. 7-tlg.; Speisemesser, -gabel, Suppen-, Tee- und Marklöffel, Eierbecher und kleines Trinkschälchen. Schlanke, randprofilierte Griffe mit
passig geschweiftem Heft, flächendeckend meisterhaft graviert mit stilisierten Blättern und Früchten. Auf dem Messergriff sowie dem Marklöffel dekorativ
gravierter Lorbeer. Messerschneide aus geschmiedetem Eisen, gem., Zweiseitig verwendbarer Eierbecher mit zentralem Balusterschaft und halbrundem
bzw. ovalem Stand bzw. Becher, um Eier auf die deutsche oder französische Art zu servieren. Seltenes, ovales Trinkschälchen mit eingerollten Längsseiten.
Auf der Wandung vier Rundmedaillons mit unterschiedlichen Landschaftsdarstellungen unter bewölktem Himmel. Umzogen von naturalistischen Fruchtbündeln,
Blüten und Blattwerk. Auf der Bodenunterseite sehr fein und detailreich gravierte Uferlandschaft mit Segelbooten und Staffagefiguren neben einem
großen Lagergebäude. Passig geschweifte Reise-Schatulle, bezogen mit goldgeprägtem Leder, minim. Altersspuren. Innen mit braunem Samt bezogene
Facheinteilung. Gest., Tremolierstrich, Stadtmarke, Meister Johann Georg Friedrich Kauffmann (wird Meister um 1694) und Meister Hieronymus II Schuch
(wird Meister 1678). Gew. zus. ca. 250 g. (ohne Messer).
Seit dem 16. Jh. bis weit ins 18. Jh. war es üblich, dass Personen, unabhängig von Stand und Vermögen, bei Reisen ein Besteck bei sich führten. Während die Fuhrmannsbestecke meist
nur einen Löffel, eine Gabel und einen Pfriem in einem ledernen Köcher beinhalteten, waren die Reisebestecke in einem Etui oder Futteral (Sonderanfertigungen) umfangreicher ausgestattet.
Bei einer größeren Ausstattung des Reisebestecks, durch Eierbecher, Marklöffel, Trinkbecher oder Gewürzdosen, spricht man von einem Mundzeug. Die kostbaren Bestecke waren häufig
Hochzeits- oder Patengeschenke; Augsburg als Fertigungsort spielte hierbei eine tragende Rolle. Vgl. Seling, 2007, Nr. 1300, 1759, 1888, Werk a (nahezu identisches Reisebesteck).
Amme, Historische Bestecke, Kat.-Nr. 267 ff. Vgl. Ehret, Reisebesteck, in: Weltkunst, Stilkunde, 31.12.2006.
Provenienz: Erworben bei Galerie Neuse, Bremen. Seitdem Niedersächsische Privatsammlung.
A rare courtly Augsburg seven-piece fire gilded silver travel cutlery with original leather covered case by Johann Georg Friedrich Kauffmann (master since approx. 1694) and Hieronymus
II Schuch (master since 1678). Minor age-related signs of use. Test, city and master´s marks.
Augsburg. 1705-1709. € 38.000,–