Gemälde 535
1592 Anton von Werner
1592
Anton von Werner
(1843 Frankfurt/Oder - 1915 Berlin)
Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen empfängt General von Weyhern in der Villa Les Ombrages von Madame André in Versailles
Anton v. Werner hält in diesem historisch bedeutenden, realistischen Gemälde ein Ereignis während des Deutsch-Französischen Krieges am 4. November
1870 fest. Als Augenzeuge hat Werner diesen Besuch hautnah erlebt, in einer Studie festgehalten und dann 25 Jahre später in diesem Gemälde
verewigt. Über die dargestellte Szene berichtete Anton v. Werner später 1913 in seinen Lebenserinnerungen: „Die Wohnräume in Les Ombrages waren
in einem behaglichen, nicht luxuriösen Stil eingerichtet, ein in weißlackiertem Holz gehaltener Empfangssalon, in dem sich die Herren des Hauptquartiers
nach dem Dejeuner um den Kronprinzen versammelten, war mit Bibelsprüchen geschmückt. In diesem Zimmer empfing der Kronprinz täglich vor und
nach Tisch die Herren seines Stabes und Gäste und so eines Tages nach dem Dejeuner vor dem Kamin stehend und seine Pfeife rauchend den General
von Weyhern, der die Nachricht der Kapitulation von Metz überbrachte.“ Bereits seit Mitte der 1860er war Anton v. Werner mit Großherzog Friedrich
von Baden und dessen Frau Luise, der Schwester des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, gut bekannt. Mitte Oktober bis Ende November 1870
erlebte Werner auf Vermittlung des Großherzogs die Endphase des Deutsch-Französischen Krieges im Hauptquartier der III. Armee, die Kronprinz Friedrich
Wilhelm befehligte. Dieser beauftragte im Januar 1871 noch einmal von Karlsruhe ins deutsche Hauptquartier nach Versailles zu reisen, um die dortige
Proklamation des Deutschen Kaiserreiches für die Nachwelt festzuhalten. Die preußischen Offiziere im Hauptquartier unterstützten seine Arbeit, er lernte
dort die Bundesfürsten und Vertreter der Hansestädte, die er porträtierte, kennen. Zum Kronprinzen entstand ein nahezu freundschaftliches Verhältnis, er
stellte überdies persönliche Beziehungen zum Reichskanzler Otto v. Bismarck, Generalstabschef Helmuth Karl Bernhard v. Moltke und Kaiser Wilhelm I.
her. Mit dem Versailles-Aufenthalt begann Werners Aufstieg zu einem der vielbeschäftigsten und einflussreichsten Künstler im Kaiserreich. 1877-1885
malte er drei Fassungen der „Kaiserproklamation“ im Spiegelsaal von Versailles im Januar 1871 für das Berliner Stadtschloss, das Zeughaus und Bismarck.
Öl/Lwd.; R. u. monogr. u. dat. 1895. 99 cm x 84 cm. Rahmen.
Provenienz: R. Lepke‘s Auktionshaus (Auktion Nr. 2051), „Gemälde neuerer Meister, Adolph von Menzel - Gouachen, Aquarelle, Zeichnungen
der Sammlung L., Breslau, Aquarelle und Handzeichnungen“, Berlin, 23.02.1932, Lot-Nr. 37, Abb. Tafel 14.
Lit.: A. v. Werner: „Erlebnisse und Eindrücke - 1870-1890“, Berlin 1913, S. 18 (mit Abb. der Studie, dat. 4.11.1870).
Oil on canvas. Monogrammed and dated 1895. € 33.000,–