524 Gemälde
1501
Jean Michelin
(1623 Langres - 1696 Insel Jersey)
Brustbildnis des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg
In ein gemaltes Oval komponiertes, repräsentatives Porträt des Herzogs als Feldherr im Halbprofil, das ausdrucksvoll
charakterisierte, gebieterisch blickende Gesicht umrahmt von einer langen, gelockten, dunklen Perücke; über dem schimmernden,
glänzenden Harnisch ein leuchtender, zinnoberroter Umhang, der auf der rechten Schulter von einer Edelsteinbrosche
gehalten wird. Dem Künstler, der den Herzog offensichtlich in direktem Kontakt zu ihm malte, gelingt es, die große
physische und geistige Kraft der Persönlichkeit des Fürsten in der Physiognomie wiederzugeben. Es ist davon auszugehen,
dass dieses Bildnis auch als Vorlage für größere Porträts diente - wie dem ganzfigurigen Porträt des Herzogs als römischer
Feldherr, bei dem auch der rote Umhang wiederkehrt. Evidente Parallelen bestehen überdies zu einem um 1670 entstandenen
bekannten Porträt Michelins in Schloss Hämelschenburg und einem Kupferstich, das Robert Nanteuil 1674 nach
einem Gemälde Michelins ausführte. Michelin stammte aus einer hugenottischen Malerfamilie, durchlief eine künstlerische
Ausbildung in Paris, wo er 1660 in die Akademie aufgenommen wurde und Karriere machte. 1668-1686 war er als
Hofmaler in Hannover tätig, der Residenzstadt des seinerzeitigen Fürstentums Calenberg, wo er eine Reihe von Porträts der
Welfen-Familie und der Hofgesellschaft schuf. Herzog Johann Friedrich (1625 - 1679) selbst war historisch keine bedeutende
Pesönlichkeit: 1651 trat er während einer Italien-Reise in Assisi zum Katholizismus über, 1665 war er kurzzeitig Fürst
von Lüneburg, 1665-1679 regierte er als Fürst von Calenberg mit der Residenz in Hannover. Dort machte er ab 1666
Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz, ließ ein Schloss und den Großen Garten anlegen. Außenpolitisch, jedoch militärisch
neutral, schloss sich dem katholischen Herzog König Ludwig XIV. von Frankreich an, der ihn mit Unterstützungsgeldern
finanzierte. 1676 berief Johann Friedrich den Gelehrten und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz an seinen Hof, 1677
folgte der Arzt und Naturforscher Niels Stensen. Öl/Lwd., doubl.; Verso zwei alte Sammlungs-Etiketten des 19. Jhs. mit Nr.
„161“ bzw. handschriftlicher Bez. „161 Johann Friedrich“. 69,5 cm x 55,5 cm. Rahmen.
Beigefügt: Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, 01.11.2020.
Oil on canvas, relined. Accompanied by an expertise from Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, 1st of November 2020.
€ 28.000,–