282 Altes Porzellan - Teil 1
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Seltene große allegorische Figurengruppe “Victoria I”. Originaltitel
Frontseitig geschwungener, von reliefiertem Flechtornament und Banddekor umzogener Sockel mit vollplastisch gearbeiteter Gruppe als Allegorie auf den
Sieg. Zwischen zahlreichen Kriegstrophäen sich erhebende, einen Baumstamm verhüllende, schmuckbesetzte Rüstung mit großem, federbekröntem Helm,
flankiert von Fahnen, Standarten, Schwert und Morgenstern sowie Kanonenrohr und Kanonenwerkzeugen als Attribute des Krieges bzw. schwebender
Fama als Personifikation des Ruhmes, mit der Posaune die ruhmreichen Taten verkündend. Unterhalb liegende Trommeln und Buch, seitlich sitzende Clio, Muse
der Geschichtsschreibung in blütengemustertem Gewand mit Buch, Feder und Trompete bzw. sitzender Putto, die Kanone mit einer Lorbeergirlande schmückend.
Polychrome Malerei mit reicher Goldstaffage. Entw. Johann Joachim Kaendler, 1773. Brandrisse. Unw. rest.; Schwertermarke. H. 34 cm. 26 cm x 15 cm.
Ausformung eines Modells aus der sog. „Großen Russischen Bestellung“ der Zarin Katharina II., die sie für den Kaiserlichen Palast in Oranienburg (heute Lomonossow) bei St. Petersburg
bestellte. Das Gegenstück „Victoria II“ ist in ähnlicher Weise, allerdings mit sitzender Minerva als Kriegsgöttin und dem beigeordneten Attribut der Eule, gestaltet. Die symbolische Bedeutung
beider Gruppen wird bereits durch Kaendlers Betitelung in seinen Arbeitsberichten vom April 1773 deutlich, indem er sie als „Victoria I und II“ bzw. als „Sieg der Rußischen Kayserin“ bezeichnet.
Die Figurengruppen sind Sinnbild der Regierung und Politik von Katharina der Großen, wobei die römische Göttin Minvera für die ruhmreichen Siege der Kaiserin steht, während
Fama ihren Ruhm verbreitet. Die hier vorliegende Gruppe befindet sich als Ausformung aus dem ausgehenden 18. Jh. in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Inv.-Nr. P.E.402).
Vgl. Pietsch, Kat. Meissen für die Zaren, Nr. 175F, S. 115ff.
A rare large allegorical porcelain figure group “Victoria I” modelled by J.J. Kaendler, originally from Empress Catherine the Great‘s „Large Russian order“ in 1772. Firing cracks. Insignificantly
restored. Crossed swords mark.
Meissen. 2. Hälfte 19. Jh. € 16.000,–