300 Altes Porzellan - Teil 1
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Große Figurengruppe „Die drei Grazien“. Originaltitel
Rechteckige, marmorierte Plinthe. Um eine profilierte, goldstaffierte Rundsäule, umzogen von einem Ornamentfries aus stilisierten Akanthusblättern, plastischen
Rosenblüten und Perlschnur, antikisierende Darstellung der drei Grazien Aglaia (die „Strahlende“), Euphrosyne (die „Frohsinnige“) und Thalia (die „Blühende“)
mit Lendentüchern, in inniger Umarmung stehend. Zwei der Chariten dem Betrachter zugewandt, Trauben bzw. Blumen in den Händen haltend. Polychrome
Malerei mit Goldstaffage. Entw. Christian Gottfried Jüchtzer, 1784. Modell-Nr. H 71. Minim. best.; Schwertermarke. H. 40 cm. 35 cm x 21 cm.
Die nach hellenistischem Vorbild gestaltete Gruppe der „Drei Grazien“, Töchter des Zeus und der Eurynome, die Anmut, Schönheit und Heiterkeit symbolisieren, geht auf ein beliebtes
und vielmals rezipiertes Motiv in der bildenden Kunst zurück. In Meissener Porzellan thematisiert Johann Friedrich Eberlein das Sujet bereits 1744/45 in einem, später von Kaendler
überarbeitetem Figurenmodell. Der Modelleur an der Manufaktur und Mitarbeiter von Kaendler, Christian Gottfried Jüchtzer (1752-1812) wurde 1752 in Meissen geboren und genoss
die Ausbilung der Manufaktur. Inspiriert durch die Dresdner Antikensammlung und der Meng‘schen Abgüsse von berühmten Antiken, entwarf er zahlreiche allegorische und mythologische
Figurengruppen, die in Biskuitporzellan ausgeführt wurden. Stilistisch ist Jüchtzers Figurengruppe ein bemerkenswertes Beispiel für die klassizistische Porzellanplastik der Meissener Manufaktur
des ausgehenden 19. Jhs.
Vgl. Berling, Festschrift, S. 73, Abb. 176; Ausst.Kat. Meißner Porzellan 1710 bis zur Gegenwart, Nr. 58, Slg. Pauls, S. 362,394; P. von Spee, Die klassizistische Porzellanplastik der
Meissener Manufaktur (Diss.), Bonn, 2004, S. 109ff.
A large porcelain figure group „The three graces“ modelled by Ch.G. Jüchtzer. Minor chipped. Crossed swords mark.
Meissen. 2. Hälfte 19. Jh. € 12.500,–