Gemälde 649
1664 Philipp Otto Runge
1664
Philipp Otto Runge
(1777 Wolgast - 1810 Hamburg)
Hyazinthe
Um 1806-1810 entstandener Scherenschnitt aus weißem Papier, auf textilem Untergrund montiert. Der 2018 im Besitz der mit Runge eng verbundenen
Künsterfamilie Speckter wiederentdeckte Pflanzenschnitt gehört zu dem bedeutenden Werkkomplex von Scherenschnitten im Oeuvre des
Frühromantikers. Die vorliegende Hyazinthe zeigt in ihrem Erscheinungsbild evidente Parallelen zu anderen bekannten Scherenschnitten Runges von
dieser intensiv duftenden Blütenpflanze mit ihrer tiefen Symbolik. Charakteristisch für seine Auffassung sind die scharf geschnittenen, schwertförmigen
Blätter, die sich formal vom feingliedrigen Blütenstand abheben. Durch die Blüten in unterschiedlichen, biologisch prozesshaften Öffnungsstadien
erhält der Scherenschnitt zugleich eine entscheidende Dynamisierung. Runges Scherenschnitte von Pflanzen sind von konzentrierter Schönheit und
Ausdruck seiner romantischen Naturfrömmigkeit. Bereits als Kind an Tuberkulose erkrankt, entdeckte Runge früh seine Neigung zum Scherenschnitt
und Pflanzenmotiven. Goethe sandte er zahlreiche Blumen für die Zimmerdekoration samt Anleitung zur Anbringung und Aufbewahrung der Schnitte.
1805 gelang ihm der künstlerische Durchbruch mit Radierungen zu seinen Scherenschnitten in dem Zyklus „Die Zeiten“, der in einer ersten Kleinstauflage
von 25 Exemplaren erschien. Eines erwarb Goethe und schmückte damit sein Musikzimmer mit der Beurteilung: „zum rasend werden, toll
und schön zugleich“. Scherenschnitt ca. 25,5 x 10 cm. Rahmen.
Das Werk wurde durch die Runge-Experten Dr. Hinrich Sieveking und Dr. Markus Bertsch im Februar 2018 in Hamburg im Original begutachtet.
Provenienz: Familie Speckter, Hamburg; durch Erbfolge im Privatbesitz, Baden
Württemberg.
White paper cut mounted on textile covered backing board, circa 1806-1810. Examined by Dr. Hinrich Sieveking and Dr. Markus Bertsch, February 2018 in Hamburg.
€ 8.500,–