322 Altes Porzellan - Teil 1
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Seltene Historismus-Prunkpendule mit feiner Limoges-Emailmalerei
Auf vier eingerollten Volutenfüßen hochrechteckiger, architektonisch gegliederter, oktogonaler Uhrenkorpus, begrenzt von vier kannelierten, abgeschrägten
Eckpilastern mit Volutenkapitell. Korrespondierendes, überstehendes Profilgesims mit großer Bekrönung in Form einer amphorenförmigen Henkelvase über
ansteigendem, sich konisch verjüngendem Ansatz. Kobaltblauer Fond. Auf dreiseitigen Wandungen reiche, florale Arabeskenornamentik aus feingliedrigem
Laub- und Bandelwerk mit Blüten, Grotesken, Amoretten und allegorischen Figuren sowie Vögeln, Blumenbuketts und Muschelwerk. Leicht erhaben
aufgetragene Aufglasurmalerei in weißem Email, sog. Limoges-Emailmalerei. Reiche Goldstaffage. Frontseitig rundes, verglastes Uhrengehäuse, umzogen
von gefassten, geschliffenenen Schmucksteinen. Messinggerahmtes Porzellanzifferblatt mit goldenen römischen Zahlen auf Kobaltblau. Halbstundenschlag
auf Glocke. Platine bez. „Japy Freres & Cie/Gde Med. D‘Honneur“. Entw. Ernst August Leuteritz. Modell-Nr. 135. Schwertermarke. H. 56 cm.
Angeregt durch Porzellane der englischen Manufaktur Royal Worcester initiierte der Modelleur Ernst August Leuteritz die Einführung der Emailmalerei in Meissen, die erstmals 1865 ausgeführt
wurde. Eines der ersten Stücke dieser Art war eine 56 cm hohe Henkelvase mit szenischer Darstellung „Triumphzug Alexanders des Großen“ nach Berthel Thorvaldsen, welche
für die Weltausstellung in Paris 1867 entworfen wurde. Das weiße, in mehreren dünnen Schichten aufgetragene, reliefartige Email hebt sich kontrastreich vom kobaltblauen Fond ab. Als
Vorbild dienten die Limoges-Emailarbeiten aus der Zeit der Französischen Renaissance, bei der aufwendige Szenerien und arabesker Dekor in zumeist blau-weißer Farbgebung auf Kupfer
aufgebracht und mit reicher Goldstaffage versehen wurden.
Vgl. Kat. Königl.-Sächs. Porzellan-Manufactur zu Meissen, B. 53, N 134 b (ähnlicher Dekor); Berling, Festschrift, Abb. 228, Jedding, S. 176, Siemen, Nr. 42, S. 368, 377.
A large rare Historism porcelain cobalt-blue ground mantel clock with arabesque decor in white Limoges style enamel painting. Crossed swords mark.
Meissen. 2. Hälfte 19. Jh. € 65.000,–