588 Gemälde
1735
Sebastian (Sébastien) Stoskopf(f)
(1597 Straßburg - 1657 Idstein)
Stillleben mit Spanschachtel, Zitrusfrüchten, Blumenvase und Distelfink
Auf einer Tischplatte arrangiertes Stillleben aus einer länglich-ovalen, geöffneten Spanschachtel mit
seitlich am Rand aufgestütztem Deckel, wodurch der Blick des Betrachters auf die darin liegenden drei
grünen Orangen, eine kontrastierend leuchtend rote Orange und zwei Zitronen freigegeben wird.
Davor liegend eine aufgeschnittene, halbierte Zitrone und ein Zweig mit zwei grünen Orangen. Dessen
beblätterter Stiel weist auf eine transparente Glasvase mit eingestelltem, rotem Anemonenstängel, die
in ihren virtuos wiedergegebenen Reflexionen ein Fensterkreuz widerspiegelt. Belebt wird das Stillleben
durch einen Stieglitz, der aus der Vase Wasser trinkt. In Motiv und Stil für den Künstler repräsentatives
Stillleben aus dessen Pariser Schaffensperiode in den 1630er Jahren. Stoskopf lernte bei dem in
Hanau tätigen Maler Daniel Soreau und übernahm 1619 dessen Werkstatt; 1622-1639 war er in
Paris tätig, bevor er in seine Heimatstadt Straßburg zurückkehrte. In seinen meist auf wenige Objekte
konzentrierten Stillleben kehrt mehrfach das Element einer Spanschachtel wieder - u. a. auf Gemälden
im Louvre in Paris, im Metropolitan Museum of Art in New York und in der Alten Pinakothek in München.
Im Zusammenhang dieses Gemäldes dient sie allerdings ganz offensichtlich einer christlichen
Deutung. Während die Früchte auf das verlorene Paradies aus dem Alten Testament verweisen, sind
die Kreuzreflexionen auf der Vase, die blutroten Blüten und der sich labende Distelfink ikonographisch
eindeutig lesbare Symbole für die Passion und den Kreuzestod Christi. Dieser führt theologisch als sog.
„neuer Adam“ zur Erlösung der Menschheit und zu neuem Leben in einem neuen Paradies. Öl/Lwd.,
doubl.; 41 x 57,5 cm. Rahmen.
Beigefügt: Gutachten von Frau Dr. Birgit Hahn-Woernle, 27.04.2016.
Vgl. Jörg Völlnagel: „Vanitas vs. optische Sensation. Zu den Stillleben von Sebastian Stoskopff (1597 - 1657)“, Beiheft
3/2006 von „PhiN“ (Philologie im Netz), Hrsg. Peter Schneck.
Oil on canvas, relined. Accompanied by an expertise from Birgit Hahn-Woernle, 27th of April 2016.
€ 105.000,–