592 Gemälde
1737
Simon de Vos
(1603 Antwerpen - 1676 ebenda)
Das irdische Paradies mit dem Sündenfall
Dominiert wird das Gemälde von lebendigen Darstellungen unterschiedlicher, einheimischer und exotischer
Tiere aus diversen Erdteilen. Dargestellt sind u.a. ein großer Apfelschimmel (der ziemlich genau im goldenen
Schnitt steht) nebst Elefanten, Löwen, Kamelen, Papageien, ein Straußenvogel, ein Truthahn, Schafe und
das hier einträchtig nebeneinander ruhende Gegensatzpaar Hund und Katze. Im Mittelgrund wird auf der
linken Bildseite der Sündenfall geschildert - die unter einem Baum stehende Eva reicht dem sitzenden Adam
die verbotene Frucht der Erkenntnis. Das großformatige Hauptwerk stammt aus einem Gemäldezyklus von
insgesamt zwölf Gemälden mit Genreszenen, die Simon de Vos 1635-1644 für den Dom von Sevilla
malte (drei der Bilder sind mit 1635 bzw. 1644 dat.). Dieser Gemäldezyklus stellte für Simon de Vos einen
seiner bedeutendsten Aufträge dar, was auch die lange Zeit erklärt, die er hierfür aufwandte. Von den einst
zwölf in Öl auf Leinwand gemalten Gemälden, jeweils mit Maßen von ca. 114 x 168 cm, haben sich bis
heute sechs in der Kapelle des Hl. Antonius im Dom von Sevilla erhalten. Das vorliegende Gemälde kam
zusammen mit drei weiteren 1934 bei Bokowskis in Stockholm zu Versteigerung. Zwischen der spanischen
Niederlande und Spanien herrschte ein reger kultureller Austausch. Nicht nur stellte Spanien im 17. Jh. einen
überaus wichtigen Markt für Antwerpener Maler dar, auch die am spanischen Hof tätigen flämischen Künstler
kamen über die Vermittlung der Statthalter der spanischen Niederlande oder über Diplomaten dorthin. Simon
de Vos wurde im Jahre 1620 im jungen Alter von 17 Jahren Meister in der Lukasgilde in Antwerpen und blieb
dort die meiste Zeit seines Lebens tätig. Vermutet wird, dass er zeitweilig in der Rubens-Werkstatt arbeitete.
Während er anfänglich kleinere Genrebilder schuf, wandte er sich später großformatigen Historienbildern,
religiösen und allegorischen Motiven zu, wozu auch der Zyklus für Sevilla gehört. Diese im flämischen
Barock-Stil der Zeit ausgeführten Gemälde sind durch Peter Paul Rubens und Anthony van Dyck beeinflusst.
Seine Werkstatt florierte mit großem finanziellem Erfolg, auch durch die Zusammenarbeit mit den Kunsthändlern
Guillam (Willem) Forchondt d. Ä. und Chrysostoom van Immerseel. 1670 verzeichnete ein Inventar vier
Grundstücke in Antwerpen und eine Sammlung mit 290 Gemälden. Zugleich genoss Simon de Vos offenbar
das Ansehen seiner berühmten Kollegen; belegt ist, dass zum Nachlass von Rubens auch ein Gemälde von
Simon de Vos gehörte. Werke des Künstlers befinden sich heute u.a. in der Eremitage in St. Petersburg, im
Louvre in Paris, im Kgl. Museum für Schöne Künste in Antwerpen, im Nationalmuseum in Warschau und im
Museum Schloss Friedenstein in Gotha, Öl/Lwd., 117 x 169 cm. Rahmen.
Vgl. Kat. „Het aards paradijs: dierenvorstellingen in de Nederlanden van de 16de en 17de eeuw“, Koninklijke Maatschappij voor
Dierkunde van Antwerpen, 1982, Nr. 35, S. 101/02.
Provenienz: Beim Künstler zwischen 1635 und 1644 für die Ausstattung des Doms von Sevilla beauftragt;
Auktion, Bukowskis, Stockholm, 26. September 1934, Lot 324; Sammlung Folkner, Belgien
(1982); Privatsammlung, Belgien.
Oil on canvas.
€ 120.000,–