Gemälde 619
1773
Johann Heinrich Tischbein der Ältere
(1722 Haina - 1789 Kassel)
Porträt von Herzog Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg
1760 oder kurz danach entstandenes, nahezu lebensgroßes, repräsentatives, meisterhaft ausgeführtes Bildnis in Dreiviertelfigur,
das den Herzog (1721 - 1792) in seinen mittleren Lebensjahren zeigt. Obgleich er zu diesem Zeitpunkt General und
Oberkommandierender der alliierten Truppen im Siebenjährigen Krieg war, wird er hier nicht in Uniform dargestellt. Er trägt
eine rote, goldbestickte, lange Jacke und gleichfarbige Hosen, über die linke Schulterseite gelegt ein weiter, blauer Mantel
mit dem Stern des Hosenbandordens und die korrespondierende blaue Ordensschärpe mit dem kleinen Ordensabzeichen
des Hl. Georg. Dennoch bleibt sein militärischer Rang durch den über die Jacke angelegten Kürass, die Stiefel, den Feldherrenstab
und die angedeutete Schlacht im Hintergrund klar erkennbar. Anlass zu dem Repräsentationsporträt dürfte die
Verleihung des Hosenbandordens im Jahr 1759 nach der von ihm geführten, erfolgreichen Schlacht von Minden gewesen
sein. Johann Heinrich Tischbein d. Ä., gen. der „Kasseler Tischbein“ war einer der bedeutendsten und gefragtesten Porträtisten
des 18. Jhs. und wurde 1753/54 Hofmaler des Landgrafen von Hessen-Kassel. Von Kassel aus reiste er zu Porträtaufträgen
an andere Fürstenhöfe, 1760 weilte er im Gefolge des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel in Braunschweig,
um Bildnisse der Herzogsfamilie auszuführen. In diesem Kontext dürfte auch das vorliegende Gemälde entstanden sein.
Zu den vergleichbaren Versionen zählen die zwei bekannten Porträts im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen (Inv.-Nr.
KMSst130) und in der Royal Collection Inv.-Nr. RCIN 400600), beide aus dem Jahr 1760 und in ähnlichem Format (ca.
145 cm x 115,5 cm bzw. 141,2 cm x 108,8 cm). Diese unterscheiden sich von dem angebotenen Bildnis durch eine
links verbreiterte Komposition, bei welcher Tischbein den Herzog zudem von einem Hund als treuen Begleiter bzw. durch
einen Helm mit Federbusch flankierte. Öl/Lwd., doubl.; 145 cm x 106 cm. Rahmen.
Der dargestellte Herzog Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1721 - 1792) hatte als vierter Sohn von Herzog Ferdinand Albrecht II. nicht die
Möglichkeit, über das Herzogtum Braunschweig zu regieren und schlug daher eine militärische Laufbahn ein. Er war ein Schwager König Friedrich II.
von Preußen, kämpfte im Zweiten Schlesischen Krieg (1745-1746) und als General im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) erfolgreich in preußischen
Diensten, u. a. in der bedeutenden Schlacht bei Minden (1759).
Provenienz: Seit Jahrzehnten in niedersächsischer Privatsammlung.
Oil on canvas, relined.
€ 33.000,–