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Maurycy Minkowski
(1881 Warschau - 1930 Buenos Aires)
Selbstbildnis im Atelier
In diesem tonig gemalten Werk schildert sich Minkowski in Dreiviertelfigur
im Malerkittel stehend vor vier Gemälden mit jüdischen Frauen und Kindern.
Minkowski, der aus einer assimilierten jüdischen Fabrikantenfamilie stammte
und mit fünf Jahren taubstumm wurde, gehörte zu den bedeutendsten
und ersten Malern, die sich zeitgenössischen jüdischen Themen widmeten.
Sein sozialkritischer Realismus zeigt hierbei Parallelen zu dem Berliner Realismus
jener Jahre, insbesondere zu Hans Baluschek. Minkowski studierte
1900-1904 an der Krakauer Akademie, die er mit einer Goldmedaille
abschloss. 1905/06 wurde Minkowski Augenzeuge von den Pogromen
in Odessa und Bialystok, die ihn so erschütterten, dass er fortan das Elend
der Verfolgten, arme jüdische Kinder, Familien und Händler, alte Juden
sowie tiefgläubige Frauen und Männer schilderte. Durch eine Ausstellung
in Warschau und einen Artikel in „The Studio“ wurde Minkowski 1907
international bekannt. In den 1920er Jahren hatte Minkowski dann weitere
wichtige Ausstellungen u. a. in der Galerie Petit in Paris, 1927 in der Kunsthalle
Düsseldorf, 1928 mit „Ghetto-Bildern“ in der „Kunst-Kammer“ von
Martin Wasservogel in Berlin und 1929 bei Godfrey Phillips in London.
Werke Minkowskis befinden sich u. a. im Jewish Museum in New York.
Öl/Lwd., doubl.; R. u. sign. u. dat. 1919. 62 cm x 50,5 cm. Rahmen.
Oil on canvas, relined. Signed and dated 1919.
€ 2.000,–
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Hans Kohlschein
(1879 Düsseldorf - 1948 Warburg)
In der Synagoge
Während seines Warschau-Aufenthaltes (1915-
1918) als Kriegsmaler entstandenes, expressivrealistisches
Gemälde, wohl von 1917. Es stammt
aus einer Werkreihe mit Darstellungen aus dem
jüdischen und christlichen Glaubensleben in Polen.
Kohlschein befasste sich zeitlebens vielschichtig und
tolerant mit der Schilderung tief religiöser Menschen
über Grenzen und Glaubensrichtungen hinweg: u.
a. Betende in einer Dorfkapelle im Kerzenschein,
Juden beim Laubhüttenfest in der großen Synagoge
zu Warschau, Karfreitags- und Fronleichnamsprozessionen
in Polen und Italien. Der aus einer Künstlerfamilie
stammende Maler studierte an der Düsseldorfer
Akademie bei Eduard von Gebhardt, Arthur Kampf
und Claus Meyer. Schon 1902 zeigte er auf der
Deutsch-Nationalen Kunstausstellung in Düsseldorf
das Monumentalgemälde „Schlesische Landwehr bei
Waterloo“ (1902), das ebenso wie „Lützows Freischar
vor dem Kampf“ (1904; gezeigt in der Großen
Berliner Kunstausstellung 1905) von der Nationalgalerie
in Berlin angekauft wurde. Für „Die Moselbauern“
(1911) erhielt Kohlschein 1913 die Preußische
Goldene Staatsmedaille. Die während des Krieges
ab 1915 in Polen entstandenen Bilder präsentierte
Kohlschein in zwei großen Ausstellungen im Herbst
1917 und 1918 im Kunstpalast in Düsseldorf einer
breiten Öffentlichkeit. Öl/Lwd.; R. u. sign.; 70 cm x
75 cm. Rahmen.
Vgl. Hans Kohlschein Archiv (Hrsg.): „Hans Kohlschein auf
Schloss Cappenberg. 5. Juli-25.Oktober 2009“, Dortmund
2010, Abb. S. 5; S 86, Wvz. L 132a.
Oil on canvas. Signed. Mentioned in the catalogue raisonné.
€ 6.500,–