270 Altes Porzellan - Teil 1
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Paar große prächtige Deckelvasen mit Schneeballendekor
Ovoider Korpus mit gerundeter Schulter und kurzem, sich konisch leicht erweiterndem Hals. Auf haubenartig aufgewölbtem
Deckel sitzende Figur eines Buchfinks. Auf der Wandung und dem Deckel dichter Fond aus flächendeckend aufgelegten,
plastischen, purpur-gelb staffierten Blüten, umzogen von sich verzweigenden Blattranken mit zahlreichen Blütendolden, sog.
Schneeballenkugeln. Darauf sitzende heimische Vögel in Form eines Buchfinks bzw. Hänglings. Polychrome Malerei. Entw.
Johann Joachim Kaendler. Schwertermarke. H. 53 cm.
Die äußerst aufwendig gestalteten sog. Schneeballenvasen erfreuten sich ab Mitte des 18. Jhs. großer Beliebtheit in bedeutenden Fürstenhäusern und
an europäischen Höfen. Sie avancierten schnell zu begehrten Kabinettstücken, die auf Konsolen und Kaminsimsen bzw. zwischen Wandpaneelen
aufgestellt wurden. Für Ludwig XV. von Frankreich entwarf J.J. Kaendler bereits 1741/42 eine Folge von Vasen. Friedrich der Große bestellte während
des Siebenjährigen Krieges in der Meissener Manufaktur eine Reihe von Deckelvasen für die Ausstattung des Neuen Palais in Potsdam. Bei der
Ausformung nahm sich Kaendler den Schneeballstrauch mit seinen kugelförmigen, weißen Blütenständen zum Vorbild.
Vgl. Rückert, Nr. 676ff.; Pietsch, Nr. 411, Keramos, 208, 2010, S. 38.
A pair of large splendid lidded porcelain „Schneeballen“ vases and figures of a common linnet and a chaffinch. Crossed swords mark.
Meissen. 2. Hälfte 20. Jh.
€ 78.000,–