Altes Porzellan - Teil 1 293
812 Allegorie "Die glorreiche Regentschaft" (Originaltitel).
Entw. Johann Joachim Kaendler. Meissen. Ende 19. Jh.
812
Allegorie „Die glorreiche Regentschaft“.
Originaltitel
Auf vierfach eingezogenem, profiliertem und von Blattreliefs umrahmtem
Podestsockel architektonisch-pyramidaler Aufbau. Schauseitig aufgelegte,
große Rocaillekartusche mit Füllhorn sowie Putto, begrenzt von
reliefplastischer Gloriole. Als Bekrönung große, vollplastisch gearbeitete
Figurenkomposition aus einem von vier Adlern mit ausgebreiteten
Flügeln getragenem Himmelsglobus sowie die auf einer Wolkenbank
mit durchbrechenden Strahlen und in Begleitung eines Puttos sitzende
Fama, Göttin des Ruhmes, in weißem Gewand und goldgeblümtem,
purpurfarbenem Tuch, die Posaune zur Verkündigung der ruhmreichen
Taten haltend. Am äußersten Wolkenzipfel applizierte Freimaurersymbolik
in Form eines Dreiecks mit Ouroboros, darin der ligierte Buchstabe
A, wohl für Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen. Polychrome
Malerei mit reicher Goldstaffage, teilw. goldradiert. Entw. wohl Johann
Joachim Kaendler. Modell-Nr. 2493. Minim. besch.; Schwertermarke.
H. 38 cm.
Prächtig ausgeführtes Denkmal zur Huldigung der Regentschaft von Friedrich August II.,
Kurfürst von Sachsen und August III. König von Polen. Sein Halbbruder, illegitimer Sohn
von August dem Starken und erfolgreicher kursächsischer Feldmarschall, Friedrich August
Graf Rutowski, gründete zusammen mit seiner türkischen Mätresse Fatima die erste
Freimaurerloge in Dresden, kurz bevor sich Papst Clemens XII. im Jahre 1738 für ein
Verbot des Freimaurertums aussprach. August III. schloss sich diesem Erlass an. Umso
erstaunlicher ist die Beifügung des ligierten A zum Freimaurersymbol. Dass dieses
Verbot eher geringfügige Bedeutung hatte, zeigen nicht zuletzt mehrere von Johann
Joachim Kaendler geschaffene Freimaurerfiguren und -gruppen sowie Mopsfiguren,
Symboltiere der Freimaurer, die laut Kaendlers Taxa von 1741 vom König bestellt
wurden. Die hier ungefüllte Kartusche bietet Fläche für ein Wappen oder ein Porträt.
Vgl. Kat. Triumph der Blauen Schwerter, S. Hetjens-Museum, Frühes Meissner Porzellan,
S. 82.
An allegorical porcelain monument „The glorious reign“ as pyramidal monument crowned
by a figure group representing Fama, goddess of the fame, with cupid above
a celestrial globe held by four eagles. On the cloud an applicated symbol of the
freemasonry with ligated letter A. Minor damaged. Crossed swords mark.
Meissen. Ende 19. Jh.
€ 14.000,–