594 Gemälde
1705
Jan Brueghel der Jüngere und Victor Wolfvoet der Jüngere
(1601 Antwerpen - 1678 ebenda bzw. 1612 Antwerpen - 1652 ebenda)
„Noli me tangere“
Um 1650 in Antwerpen entstandenes, großformatiges Werk, wobei Jan Brueghel die Landschaft,
Tiere, Blumen und Früchte malte, Victor Wolfvoet hingegen die beiden Figuren von Christus und Magdalena.
Komponiert ist die Szene aus dem Johannes-Evangelium in eine arkadische, leicht bergige,
baumbestandene Landschaft. Im Vordergrund ist der auferstandene Christus als stehender Gärtner in
einem weißen Gewand und rotem Mantel dargestellt, der einen Spaten in der linken Hand hält, während
er mit der rechten, erhobenen Hand zum Himmel deutet. Im Garten wachsen in üppiger Weise
verschiedenste Blumen und Früchte, die vor den beiden Figuren stilllebenartig am Boden ausgebreitet
sind; zur linken Seite hin wird das Gemälde durch einen hoch aufragenden Baum mit Früchten sowie
einen von einem Entenpaar belebten Brunnen flankiert, auf dessen Wangen zwei Kübel mit Orangenbäumchen
bzw. südländischer Pflanze sowie ein Korb mit Südfrüchten platziert sind. Vor dem
Auferstandenen kniet ehrerbietig Maria Magdalena mit offenem, goldgelbem Haar und korrespondierendem
Umhang. Brueghel und Wolfvoet geben in der Szene den Moment des Erkennens wider,
als Maria Magdalena ihn berühren will, jedoch von Christus mit den Worten „Rühre mich nicht an
(Noli me tangere)! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater“ (Joh. 20, 14-18) abgewehrt wird.
Da sie von Christus aufgefordert wird, die Jünger zu informieren, wurde Maria Magdalena zugleich
zur ersten Zeugin und Verkünderin der Auferstehung Christi. Das insgesamt gut erhaltene Gemälde
zeigt das für Jan Brueghel d. J. charakteristische, kräftige Kolorit, das Wolfvoet in den Gewändern
aufgriff, wodurch Landschaft und Figuren eine Einheit bilden. Jan Brueghel d. J. schuf eine Werkreihe
von „Noli me tangere“-Gemälden, wozu auch eine weitere Version des vorliegenden Gemäldes gehört,
die sich im Musée des Beaux-Arts de Nancy (Inv.-Nr. 87.8.1) befindet. Da er, wie bereits sein
Vater Jan Brueghel d. Ä., keine großen mythologischen oder christlichen Figuren malen konnte, war
auch Jan Brueghel d. J. hierbei auf die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern angewiesen, so dass
Christus und Maria Magdalena von begabten Künstlern wie Hendrik van Balen und Malern aus dem
Umkreis von Rubens, wie Victor Wolfvoet d. J. und Jacob Jordaens, stammen. Die kongeniale Zusammenarbeit
zweier oder mehrerer Künstler war insbesondere in der 1. Hälfte ein häufiges Phänomen
in der flämischen Malerei. Für eine Datierung um 1650 spricht der gereifte, temperamentvolle Duktus
im Anteil Jan Brueghels und der durch Peter Paul Rubens beeinflusste Figurenstil Wolfvoets, von dem
angenommen wird, dass er bei Rubens lernte. Öl/Lwd.; 142 cm x 185 cm. Rahmen.
Beigefügt: Gutachten von Dr. Klaus Ertz, 07.03.2022.
Oil on canvas. Accompanied by an expertise from Dr. Klaus Ertz, 7th of March 2022.
€ 65.000,–