724 Gemälde
1951
Oswald Poetzelberger
(1893 Karlsruhe - 1966 Radolfzell)
Sitzender Halbakt vor einer Architekturkulisse
Bedeutendes, im Stil der Neuen Sachlichkeit gemaltes Hauptwerk aus dem frühen Oeuvre Poetzelbergers,
der hierin von der Pittura metafisica und Giorgio di Chirico beeinflusst wurde. Oswald Poetzelberger,
ein Sohn des Malers Robert Poetzelberger und ein Neffe von Leo Putz, ging in den 1920er Jahren
von Stuttgart nach München, wo er sich der Secession anschloss. 1926/27 erlebte Poetzelberger
seinen Durchbruch: er stellte im Glaspalast aus, seine Gemälde wurden in den Zeitschriften „Jugend“
und „Deutsche Kunst und Dekoration“ publiziert, zudem erschien ein längerer Artikel in der Zeitschrift
„Die Kunst für alle“ über eine Einzelausstellung im Kunsthaus Brakl in München. In seinen neusachlichen
Gemälden aus der Weimarer Republik schilderte Poetzelberger oft junge Damen und Akte vor
Achitekturkulissen, thematisierte zeitkritisch mit einer gewissen Melancholie die Stellung der Menschen
in der Gesellschaft. Hierdurch widersprachen Poetzelbergers Werke ab 1933 zunehmend den NSKunstvorstellungen.
Zwar konnte er noch 1934 an der Biennale in Venedig teilnehmen und 1935 die
Ausstellung „Münchner Kunst“ in der Neuen Pinakothek mit dem 1931 entstandenen Gemälde „Anny
und M.“ („Mutter und Kind“) beschicken, doch wurden seine Bilder 1940 „auf Wunsch des Führers“ als
zu „modern“ aus der Großen Deutschen Kunstausstellung entfernt. Nachdem seine Wohnung und seine
Ateliers in München im II. Weltkrieg zerstört worden waren, siedelte er in das Haus seiner Familie auf
der Insel Reichenau über. Ab 1945 gehörte Poetzelberger lange zu den wenig beachteten Künstlern
der sog. „verlorenen Generation“, erst Ende des 20. Jhs. kam es zu einer eingehenderen Rezeption.
Öl/Lwd.; L. u. sign. u. dat. 1922. 91 cm x 76 cm. Rahmen.
Provenienz: Laut Informationen des Vorbesitzers direkt bei Poetzelberger erworben und danach
über Jahrzehnte in Familienbesitz.
Oil on canvas. Signed and dated 1922.
€ 33.000,–