206 Moderne Plastiken/Skulpturen
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Gerhard Marcks
(1889 Berlin - 1981 Burgbrohl/Eifel)
„Torso Betula“. Originaltitel
Bronze, dunkelbraun patiniert, 1938. Künstlersignet („Phönix“). Gießerstempel
„GUSS BARTH RINTELN“ mit römischer Nummerierung „VII“. Guss
nach 1970 aus der von Marcks festgelegten, kleinen, autorisierten Auflage
von 10 Exemplaren. Wvz. Rudloff 355a. Der Torso einer auf einer
rechteckigen Plinthe in leichter Schreitstellung stehenden, jungen, schlanken
Frau entstand in einer Zeit schwerer Bedrängnisse für Marcks, so dass
Bronzegüsse erst nach 1945 zustande kamen. Schon 1933 war Marcks,
der 1919-1924 am Bauhaus gewirkt hatte, als kommissarischer Direktor
der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle/S. entlassen worden. 1936
wurde das gemeinsam mit Carl (Charles) Crodel gestaltete Musikzimmer
der Burse zur Tulpe in Halle zerstört. 1937 begannen die systematischen
NS-Plünderungsaktionen der „Entarteten Kunst” in Museen, öffentlichen
Kunstsammlungen und in der Galerie Buchholz gegen Marcks, zu der 86
Werke gehörten. Der Künstler erhielt ein vorläufiges Ausstellungsverbot, oft
Vorbote eines drohenden Arbeitsverbotes. Zwar konnte Marcks ab 1939 in
einem neuen, eigenen Atelier in Berlin-Nikolassee arbeiten, doch fiel es bereits
1943 mit zahlreichen seiner Werke dem II. Weltkrieg zum Opfer. Das
künstlerische Credo brachte Marcks selbst prägnant zum Ausdruck: „Plastik
ist eine Sache der Gewichte und Proportionen, dem Chaos des Lebens abgerungene
Form. Da gibt‘s nichts ‚Neues‘.“ So steht auch dieser Torso wie
viele seiner weiblichen Statuen in ihrem Ausdruck nach in der Tradition der
archaischen Plastik. Vorausgegangen war eine Griechenland-Reise 1928,
die zum prägenden Schlüsselerlebnis für sein weiteres Skulpturenverständnis
wurde. Zur gleichen Zeit hatte Marcks die Bronze als bevorzugtes Material
seiner in sich selbst ruhenden, menschlichen Plastiken entdeckt, die von
einem überzeitlichen Ausdruck fern von jeglichem Pathos sind. H. 83.5 cm.
Dark brown patinated bronze, 1938. Artist‘s sign., numbered in Roman numerals „VII“
(from a small edition of 10). Foundry stamp „GUSS BARTH RINTELN“. Cast after 1970.
€ 19.000,–