Moderne Plastiken/Skulpturen 207
650 Joseph Beuys
649 Anatol Herzfeld "Regenmädchen" (Originaltitel).
649
Anatol Herzfeld
(1931 Insterburg/Ostpreußen - 2019 Moers)
„Regenmädchen“. Originaltitel
Gipsmodell für die Bronzeplastik, 1971/72. Betitelt. Frühe,
skulpturale, archaisch wirkende Arbeit Anatols, der nicht nur
1964 - 1972 bei Joseph Beuys an der Düsseldorfer Akademie
studierte, sondern auch einer dessen bedeutendsten Mitstreiter
war. 1968 - 1973 führte Anatol in enger Zusammenarbeit mit
Beuys mehrere spektakuläre Kunstaktionen durch, insbesondere
1973, als er aus einem 30 Meter langen Pappelstamm den
Einbaum „Das Blaue Wunder“ fertigte und Anatol mit Beuys als
„Heimholung“ von Beuys den Rhein in Düsseldorf überquerte.
1972 und 1977 nahm Anatol an der documenta 5 und 6 in
Kassel teil, es folgten zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen.
Seit den frühen 1980er Jahren war Anatol auf dem Gelände
der Museumsinsel Hombroich tätig. 1992 erhielt er den
Lovis-Corinth-Preis. Altersspuren. Ca. 43 cm x 44,5 cm x 30 cm.
Vgl./Lit.: Kat. „Sammlung Ulbricht“, Bonn, Graz u. Düsseldorf, 1982/83, Nr.
3, S. 101. Abb. S. 59 (ausgeführte Bronzeplastik).
Provenienz: Sammlung Ulbricht/Nachlass Dr. Günter Ulbricht
(1926 - 1992).
Plaster model for the bronze „Regenmädchen“, 1971/72. Titled.
€ 2.200,–
650
Joseph Beuys
(1921 Kleve - 1986 Düsseldorf)
Ohne Titel
Kunststoffhandschuh mit Goldbronzespray, 1982. Verwendet von Beuys
für die Hasenschablone der „Hasensteine“ auf der documenta 7 in Kassel.
Beuys verband, indem er den Handschuh durch seine Signatur selbst zum
Kunstwerk bestimmte, mehrere Dominanten seiner Kunst: sein erweiterter
Kunstbegriff, Gold als Mythos und den Hasen als mythisches Ursymbol. Tiere,
insbesondere der Hase, waren seit Anbeginn zentrale Motive im Oeuvre
von Beuys. 1941 studierte er während seiner Ausbildung zum Bordfunker
zusammen mit dem befreundeten, vorgesetzten Tierfilmer Heinz Sielmann
Zoologie in Posen. 1947 - 1953 studierte der anthroposophisch beeinflusste
Beuys an der Akademie in Düsseldorf bei Ewald Mataré, für den Tiere
ein Hauptsujet waren, ab 1951 als dessen Meisterschüler. Zugleich wirkte
Beuys 1947 - 1949 an Tierfilmen von Heinz Sielmann mit. Das Tier steht im
Werk von Beuys für das Ursprüngliche, Energie und Instinkt. Mit kaum einer
Tierart identifizierte sich Beuys so sehr wie mit dem Hasen, so dass er selbst
sagte: „ich bin kein Mensch, ich bin ein Hase“. 1965 realisierte Beuys die
spektakuläre Kunstaktion „Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt“. Danach
kehrt das Hasenmotiv immer wieder. Die Symbolhaftigkeit des Goldes
und die vielschichtige Symbolik des Hasen brachte er erstmals 1982 in der
Aktion „Goldhase“ während der documenta VII näher zusammen. Beuys
schmolz eine Kopie der goldenen Zarenkrone Iwans des Schrecklichen ein
und goss hieraus einen „Friedenshasen“ mit Sonnenkugel. Sein paralleles
„7000-Eichen“-Projekt für die documenta wurde teilfinanziert durch das
Multiple „Hasensteine“ - Basaltstelen (wie sie in Kassel neben den Eichen
positioniert wurden) bekamen mit einer Schablone einen goldenen Hasen
im Stil archaischer Höhlenmalereien aufgesprüht. Ca. 30 cm x 23 cm.
Provenienz: Sammlung Ulbricht/Nachlass Dr. Günter Ulbricht (1926 - 1992).
Lit.: Kat. „Sammlung Ulbricht. Neuerwerbungen 1981 - 1983. Der Versuch, am Ende doch
noch Spass zu haben“, Kunstmuseum Düsseldorf, Kunstpalast Ehrenhof, 1983, Nr. 292,
S. 25, Abb. S. 5 (identisch).
Plastic glove with gold spray paint, 1982. Signed. Used by Beuys for his multiple „Hasensteine“
at the documenta VII in Kassel 1982.
€ 9.000,–