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245 Detailansicht der Besitzermarke
Schwarzer Adlerorden.
245
Prachtvoller Satz von vier königlichen Tafelleuchtern
aus dem persönlichen Besitz
des Hauses Preußen
Silber. Über quadratischer Plinthe trompetenförmig aufgewölbter Stand,
umlaufend mit breitem Ornamentband aus reliefplastisch alternierendem
Palmetten- und Akanthusblütendekor. Darüber ein balusterförmiger, sich
konisch verjüngender Schaft, umzogen von lanzettähnlichen Blättern, am
Ansatz mit einem geflochtenen Kordelband verziert. Als Schulter ein aus
zwei übereinandergesetzten Scheiben bestehender Nodus, übergehend in
eine blütenähnlich ausschwingende Tülle mit von Perlfries umzogener Traufschale.
Auf der Plinthe die gravierte Besitzermarke in Form des bekrönten
preußischen Adlers, umgeben von der Kette des Schwarzen Adlerordens.
Ein Leuchter auf der Unterseite wohl mit Inventarnr. „58“. Gest., Tremolierstrich,
Beschauzeichen, Meister Heinrich Wilhelm Ludwig Wilm jun. (wird
Meister 1803). Gew. zus. ca. 2900 g. H. 26 cm.
Die Formensprache dieser aufwendig gearbeiteten Leuchter zeigt exemplarisch das kunsthandwerkliche
Können der spätklassizistischen Silberschmiedekunst in der Hauptstadt Preußens
und entspricht dem klassizistischen Stil Karl Friedrich Schinkels (1781-1841). In der
Entstehungszeit der vier Leuchter wurde Schinkel von Prinz Albrecht von Preußen mit der
Renovierung und Ausstattung dessen neu erworbenen Prinz-Albrecht-Palais in Berlin beauftragt.
Aus diesem Grund und aufgrund des ungewöhnlich prächtigen Designs der Leuchter
ist bei dem in Frage kommenden Besitzer aus dem preußischen Königshaus vielleicht am
ehesten an Prinz Albrecht zu denken, der sich innerhalb der preußischen Familie mit besonders
luxuriösem Habitus hervorgetan hat. Da der königliche Hofgoldschmied Johann Georg
Hossauer (1794-1874) 1829 mit der Fertigung des Hochzeitsservices von Albrechts
Bruders Wilhelm I. beauftragt worden war, lag es wohl nahe, die Dienste des Hofjuweliers
Heinrich Wilhelm Ludwig Wilm (1778-1836) in Anspruch zu nehmen. Wilm war neben
Hossauer einer der angesehensten Berliner Silberschmiede dieser Zeit. Er führte das 1767
von seinem Vater Gottfried Ludewich Wilm gegründete Familienunternehmen fort, welcher
u. a. zahlreiche Silberarbeiten für König Friedrich II. von Preußen ausgeführt hatte.
Vgl. Scheffler, Berlin, Nr. 14, 18, 1435, Abb. 262. Hierzu Kat. Preußische Schlösser und
Gärten, Gold und Silber für den König, Abb. 38, 42 (Besitzermarke).
A set of four magnificent German Neoclassical silver candlesticks from the personal property
of the House of Prussia by court jeweller Heinrich Wilhelm Ludwig Wilm (master since
1803). Test, assay and maker´s mark.
Berlin. Um 1830.
€ 28.000,–
Altes Silber
Innenansicht des Arbeitszimmers von Prinz Albrecht von Preußen.
Ansicht des Prinz-Albrecht-Palais in Berlin, um 1837.
245 Detailansicht Silbermarken.