574 Gemälde
1760 Jean Michelin. Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg.
1760
Jean Michelin
(1623 Langres - 1696 Insel Jersey)
Brustbildnis des Herzogs Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg
In ein gemaltes Oval komponiertes, repräsentatives Porträt des Herzogs als Feldherr im Halbprofil, das ausdrucksvoll charakterisierte, gebieterisch blikkende
Gesicht umrahmt von einer langen, gelockten, dunklen Perücke; über dem schimmernden, glänzenden Harnisch ein leuchtender, zinnoberroter
Umhang, der auf der rechten Schulter von einer Edelsteinbrosche gehalten wird. Dem Künstler, der den Herzog offensichtlich in direktem Kontakt zu ihm
malte, gelingt es, die große physische und geistige Kraft der Persönlichkeit des Fürsten in der Physiognomie wiederzugeben. Es ist davon auszugehen,
dass dieses Bildnis auch als Vorlage für größere Porträts diente - wie dem ganzfigurigen Porträt des Herzogs als römischer Feldherr, bei dem auch der rote
Umhang wiederkehrt. Evidente Parallelen bestehen überdies zu einem um 1670 entstandenen bekannten Porträt Michelins in Schloss Hämelschenburg und
einem Kupferstich, das Robert Nanteuil 1674 nach einem Gemälde Michelins ausführte. Michelin stammte aus einer hugenottischen Malerfamilie, durchlief
eine künstlerische Ausbildung in Paris, wo er 1660 in die Akademie aufgenommen wurde und Karriere machte. 1668 - 1686 war er als Hofmaler
in Hannover tätig, der Residenzstadt des seinerzeitigen Fürstentums Calenberg, wo er eine Reihe von Porträts der Welfen-Familie und der Hofgesellschaft
schuf. Herzog Johann Friedrich (1625 - 1679) selbst war historisch keine bedeutende Pesönlichkeit: 1651 trat er während einer Italien-Reise in Assisi
zum Katholizismus über, 1665 war er kurzzeitig Fürst von Lüneburg, 1665 - 1679 regierte er als Fürst von Calenberg mit der Residenz in Hannover. Dort
machte er ab 1666 Herrenhausen zu seiner Sommerresidenz, ließ ein Schloss und den Großen Garten anlegen. Außenpolitisch, jedoch militärisch neutral,
schloss er sich dem katholischen Herzog König Ludwig XIV. von Frankreich an, der ihn mit Unterstützungsgeldern finanzierte. 1676 berief Johann Friedrich
den Gelehrten und Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz an seinen Hof, 1677 folgte der Arzt und Naturforscher Niels Stensen. Öl/Lwd., doubl.; Verso
zwei alte Sammlungs-Etiketten des 19. Jhs. mit Nr. „161“ bzw. handschriftlicher Bez. „161 Johann Friedrich“. 69,5 cm x 55,5 cm. Rahmen.
Beigefügt: Gutachten von Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, 01.11.2020.
Oil on canvas, relined. Accompanied by an expertise from Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, 1st of November 2020.
€ 19.500,–