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2873 Entw. Johann Joachim Kaendler.
Meissen. 2. Hälfte 19. Jh. (Ges.-H. ca. 75 cm).
2873
Prächtige Figurengirandole als Tafelaufsatz mit Silengruppe
1- bzw. 7-flg.; Sechsteiliges, rundansichtig konzipiertes Ensemble aus vollplastischen Figuren bzw. -gruppen, montiert auf blassfarbig marmoriertem und
profiliertem Holzsockel. Umlaufend dynamisch-bewegte, bacchanalische Szene, den ausgelassen feiernden Bacchus und sein trinkfreudiges Gefolge
zeigend. Auf reliefplastischem, ansteigendem Felssockel mit aufgelegten Pflanzenbüscheln, kleinen Bäumen sowie Weinreben und -ranken mittig emporragender,
ionischer Säulenschaft mit rosafarben staffierter Kannelierung, bekrönt von einer akanthusreliefierten Kerzentülle. Abnehmbarer Leuchteraufsatz
aus sieben geschweiften Armen mit vasenförmiger Tülle über blattförmiger Rosette als Wachsfänger. Allseitig belegt von plastischen Weinlaubranken.
Schauseitig auf einem Esel erhöht sitzender, trunkender Silen mit Weinflasche und -pokal, umgeben von dem weinbekränzten Bacchus mit Leopardenfell,
sich ein Tringefäß zum Mund führend bzw. einem Satyrknaben mit menschlichem Oberkörper und Bocksbeinen. Unterhalb liegende Bacchantin mit einem
traubengefüllten Korb. Zu ihren Seiten ein Putto, einen Bund Trauben emporhaltend bzw. ein weiterer Satyrknabe, jeweils eine Weinflasche in der Hand
tragend. Rückseitig zwischen üppigem Blattwerk und Weinreben hockende, gehörnte Amorette, einen sich wehrenden Ziegenbock an den Hörner pakkend.
Zu seiner Rechten stehender, die Flöte spielender Pan. Polychrome Malerei mit Goldstaffage. Entw. Johann Joachim Kaendler, um 1766. Modell-Nr.
A 196. Unw. rest.; Schwertermarke. Meissen. 2. Hälfte 19. Jh.; H. 56 cm bzw. 75 cm.
Die rundansichtige Gesamtkomposition mit aufsteigender Girandole lässt keinen Zweifel daran, dass es sich bei diesem Ensemble um eine repräsentative Tafeldekoration handelt. Ähnliche
mehrteilige Gruppen, beispielsweise der Tafelaufsatz „Parnass mit Apoll und den neun Musen“, wurden oft in Verbindung mit umfangreichen Servicen bestellt. Die Darstellung von Bacchus
und seinem Gefolge war ein ausgesprochen beliebtes Thema in der Meissener Porzellanplastik des 18. Jhs. und wurde mit Bacchus als Einzelfigur oder als Gruppe mit Silen, Satyrknaben
oder Bacchantinnen ausgeformt. Die vorliegende zentrale Bacchus-Silengruppe in Kombination mit einem ionischen Säulenschaft führte Kaendler bereits bei einer Aufsatzschale aus dem
1761 von Friedrich dem Großen bestellten und nach königlichen Vorgaben gefertigten, sog. „Möllendorf-Service“ mit eisenrotem Schuppenrand aus.
Vgl. Pietsch, Kat. Triumph der blauen Schwerter, Nr. 295, 400 bzw. S. 293f.; V&A Museum London, Inv.-Nr. C. 248-1921.
A splendid porcelain candelabra as centrepiece composed of seven figural elements depicting a bacchanalia scene with Bacchus and his entourage. Modelled by J. J. Kaendler, ca.
1766. Insignificantly restored. Crossed swords mark. Second half of 19th C.
Meissen. 2. Hälfte 19. Jh. € 55.000,–