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Hochbedeutende Deckelterrine mit
Présentoir aus dem Tafelservice der
Großfürstin Alexandra Nikolajewna Romanowa
(1825-1844), anlässlich ihrer Hochzeit mit
Friedrich Wilhelm von Hessen (1820-1884)
am 16./28. Januar 1844.
Silber. Von eingerollten Füßen mit naturalistischem Blattwerk getragener,
stark gedrückt bauchiger Korpus mit weit ausschwingendem, volutengerahmtem
Rand. Auf der glatten Wandung verputztes, bekröntes
Monogramm. Wandung und gering gewölbter Deckel gegliedert
durch schmale Grate. Seitlich große, aus Akanthusblättern gestaltete
Griffe. Im Innendeckel nummeriert „Nr. 4“. Innen vergoldet. Über gerundeten
Füßen ovales Présentoir. Erhöhter, profilierter Spiegel, übergehend
in gemuldete Fahne. Passig geschweifter Rand gerahmt von
stark plastischen Voluten und Akanthusblattranken. Auf der Unterseite
unkenntlich gemachte Inventar-Nr. 19482?. Gest. 84, Stadtmarke,
Beschaumeister Dmitrij Ilitsch Twerskoj, Meister Carl Johann Tegelsten
(1798-1852). Gew. zus. ca. 14 kg. Ges.-H. 40 cm.
Großfürstin Alexandra Nikolajewna Romanowa war die vierte Tochter von Zar Nikolaus
I. (1796-1855). Unmittelbar nach dem Heiratsantrag von Friedrich Wilhelm
von Hessen wurde mit den Vorbereitungen für ihre Mitgift begonnen, die bis zu
diesem Zeitpunkt nur aus einer vergoldeten Silbertoilette bestand. Die Ausstattung
folgte einem festen, von Kaiserin Maria Fjodorowna (1759-1828) festgelegten Ausstattungsprogramm,
das jedoch dem Zeitgeschmack unterlag. Dabei wurde besonderer
Augenmerk auf Qualität gelegt, dennoch wurden die Preise unterschiedlicher
Lieferanten verglichen oder gar bereits bestehende Dinge mit dem Monogramm der
Großfürstin versehen. Ziel war es, für jeden Wohnbereich „einen angemessenen
Stil“ zu finden und dabei Russlands Ansehen im Ausland zu festigen. Ferner wurde
die Mitgift durch die Gravur des Monogramms der Großfürstin ausschließlich als ihr
Besitz ausgewiesen und stand darüber hinaus für ihre Herkunft und ihren Reichtum.
Das Hofsilber wurde von dem vornehmsten Lieferanten in St. Petersburg geliefert:
dem 1829 gegründeten Magasin Anglais der englischen Kaufleute Nicholls & Plincke.
Das Magasin Anglais beschäftigte hervorragende Gold- und Silberschmiede,
die in der Lage waren, einen derart großen Auftrag termingerecht und von höchster
Qualität nach dem neuesten englischen oder französischen Mustern umzusetzen.
Die anspruchsvollsten Serviceteile fertigte Carl Johann Tegelsten. 1798 in Finnland
geboren, wurde er nach seiner Lehre 1833 in St. Petersburg zum Gold- und Silberschmiedemeister
ernannt.
Zu dem repräsentativen Tafelservice gehörten insgesamt vier Terrinen mit Presentoir,
die als Blickfang auf der Tafel angeordnet wurden. Form, Akanthus-Dekor und vertikale
Rippen folgen den Vorbildern aus der Mitte des 18. Jhs.; Das heute noch in einem
staunenswert großen Umfang erhaltene Service stellt „einen der geschlossensten und
künstlerisch wertvollsten erhaltenen Komplex im Stil des zweiten Rokoko dar“.
Vgl. Kat Museum Schloß Fasanerie, Die Mitgift einer Zarentochter, 1997, S. 27 ff.,
S. 128 ff, S. 144. Goldberg, Nr. 1179, 1205, 1429.
A splendid silver soup tureen and stand from the Grand Duchess Alexandra Nikolajewna
Romanowa (1825-1844) service on the occasion of her marriage with
Friedrich Wilhelm of Hessen (1820-1884) on 16./28. January 1844, presented
by her father Czar Nikolaus I., made by Carl Johann Tegelsten. Crest and inventory
numbers rubbed. Standard mark 84, Assay master´s and master´s mark.
Russland. St. Petersburg. Carl Johann Tegelsten. 1843.
€ 26.000,–
Großfürstin Alexandra Nikolajewna Romanowa (1825 - 1844).
Bekröntes Monogramm der Großfürstin.