478 Gemälde
1482
David Matthieu
(1697 Berlin - 1755 ebenda)
Friedrich II. von Preußen als junger König
Das Repräsentationsporträt stellt ihn in selbstbewusster Pose in einem glänzend polierten Brustharnisch
und prunkvoller, silberbetresster, dunkelblauer Uniformjacke mit dem Bruststern des Schwarzen Adlerordens
dar, seine rechte Hand auf einen Kommandostab stützend. Der König mit rosigem, frischem
Teint und nur leicht gepudertem, dunklem Haar wendet sich hierbei im Halbprofil dem Betrachter zu.
Die dem Bildnis von Matthieu beigefügten Insignien (Krone, Zepter und Reichsapfel Friedrich I. sowie
der Hermelinmantel) sind unmittelbar als Symbole seiner Königsherrschaft erkennbar. Im Hintergrund
lässt Friedrich II. Husaren in einer Reiterschlacht für sich kämpfen. Matthieu schildert ihn als jungen,
feschen und zugleich ehrgeizigen und erfolgreichen König und Heerführer unmittelbar nach dem
Ersten Schlesischen Krieg (1740- 1742). Durch den Krieg hatte der frisch gekrönte Friedrich II. nicht
nur die Habsburger mit Maria Theresia von Österreich besiegt und große Teile Schlesiens gewonnen,
sondern auch seinen Ruhm begründet. Entstanden ist das auch in künstlerischer Hinsicht höchst
qualitätvoll ausgeführte Porträt mit seiner virtuosen Stofflichkeit und subtilen Charakterisierung 1743,
wohl im unmittelbaren Auftrag des Hofes. Matthieu musste bei seiner Komposition auf einen bereits
ungefähr zehn Jahre früher zur Kronprinzenzeit Friedrichs entstandenen Bildtypus des Hofmalers Antoine
Pesne zurückgreifen, da der König seit seiner Krönung 1740 nicht mehr Modell saß. Matthieu nahm
jedoch eine Reihe gravierende, aktualisierende Änderungen vor, die neben dem wenig gepuderten
Haar insbesondere die reich bestickte Unform, die neuen Königsattribute und die Gefechtsszene (statt
eines Zeltlagers) betreffen. Zu diesem Gemälde sind drei weitere Versionen von der Hand Matthieus
bekannt - am nächsten steht eine nur in Details abweichende und im Format gleiche, verso signierte
und 1743 datierte Version, die sich seit 2010 im Militärhistorischen Museum in Dresden befindet (vgl.
Arsprototo, Heft 4/2010, S.16 mit Abb.). Eine dritte, verschollene Version ist durch einen Stich von
1758 (nach dem Gemälde in schottischem Adelsbesitz des Earl of Hyndford) überliefert, ein viertes,
allseitig beschnittenes Exemplar bewahrt das Schloss Mosigkau in Dessau. Über die Biographie des
ausschließlich als Porträtist tätigen Maler David Matthieu ist bisher nur wenig bekannt, zudem sind
kaum ein Dutzend Gemälde von ihm nachweisbar. Sehr wahrscheinlich lernte er beim Hofmaler Georg
Lisiewski (1674 - 1750), der von König Friedrich Wilhelm I. mit bedeutenden Porträtaufträgen bedacht
wurde; er heiratete nacheinander zwei der Töchter Lisiewskis und war vermutlich auch einer seiner Mitarbeiter.
Nach der Thronbesteigung Friedrich II. konnte Matthieu mit solch künstlerisch herausragenden
Repräsentationsporträts wie diesem unmittelbar mit Antoine Pesne und dessen Werkstatt konkurrieren
und zugleich die Nachfrage nach Bildnissen des siegreichen Königs erfüllen. Öl/Lwd. doubl.; 146
cm x 112 cm. Aus dem vollen Holz geschnitzter, vergoldeter, originaler Rokoko-Rahmen, wohl nach
einem Entw. von Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä., ausgeführt in Berlin oder Potsdam.
Beigefügt: Gutachten von Professor Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, 29.09.2020.
Oil on canvas, relined. Original carved and gilt wooden frame. Accompanied by an expertise by Professor Dr. Helmut
Börsch-Supan, Berlin, September 29th 2020.
€ 135.000,–