574 Gemälde
1581 Nathanael Schmitt
1581
Nathanael Schmitt
(1847 Heidelberg - 1918 Karlsruhe)
Römische Straßenkinder beim Kartenspiel
Szenische Darstellung mit zwei jungen, am Boden knienden
bzw. auf einem Absatz sitzenden Knaben beim Kartenspiel,
denen ein älterer, zählender Junge mit Orangenkorb auf dem
Kopf und ein junges Mädchen zusehen. Realistisches, erzählerisches,
unheroisches Genrebild mit feinfühliger, individualisierender
Charakterisierung der Kinder, deren sichtlich abgewetzte
und zerissene Kleidung sie für den Betrachter eindeutig als
Straßenkinder erkennbar macht. Der aus einer Künstlerfamilie
stammende Maler studierte bei Peter von Cornelius in München
und 1868-1871 an der Kunstschule in Karlsruhe. 1872-1880
war Schmitt dauerhaft in Rom ansässig, wo er auch später regelmäßig
während der Wintermonate weilte. Dort entstanden
viele seiner Bilder, zu denen auch dieses Hauptwerk gehört. Ab
1886 lebte und wirkte der Künstler in Karlsruhe, von wo aus er,
außer nach Italien, auch nach Griechenland und in die Türkei
reiste. Ol/Lwd.; L. u. sign. u. dat. 1893. Verso altes Etikett der
Galerie Commeter Hamburg. 110 cm x 80 cm. Rahmen.
Oil on canvas. Signed and dated 1893.
€ 8.500,–
1582
Wilhelm Gentz
(1822 Neuruppin - 1890 Berlin)
Kronprinz Friedrich III. von Preußen zu Pferde beim Einzug in Jerusalem 1869
Auf den Kronprinzen und späteren Kaiser Friedrich III (1831 - 1883) konzentrierte, realistische, 1875 gemalte Studie für das großformatige, vielfigurige
Repräsentationsbild von 1876. Dargestellt ist der Kronzprinz in einem langen, weißen Burnus über der preußischen Staatsrobe, auf einem weißen Araberhengst
reitend. Der bedeutende Orientmaler Wilhelm Gentz schilderte in dem fertigen Gemälde den prächtigen, bejubelten Einzug des Kronprinzen
in Jerusalem Anfang November 1869; auch der Maler selbst verewigte sich rechts im Bild auf einem Esel sitzend und zeichnend. Bevor der Kronprinz zur
feierlichen Eröffnung des Suez-Kanals 1869 im diplomatischen Auftrag in den Orient reiste, um Preußen zu vertreten, hatte der Sultan in Konstantinopel
Preußen ein lange begehrtes Grundstück in Jerusalem mit den Ruinen des mittelalterlichen Johanniter-Hospizes und der zugehörigen Kirche übereignet. Der
Kronprinz nahm danach das historische Gelände vor Ort symbolisch in Besitz. Im Frühjahr 1873 erhielt das Kronprinzenpaar überdies den dargestellten
weißen Araberhengst als Geschenk des Sultans. Dies dürfte der unmittelbare Anlass für den Kronprinzen gewesen sein, vier Jahre nach den Ereignissen
ein repräsentatives Erinnerungsbild der Reise in Auftrag zu geben. Es spiegelt zugleich eine nachträgliche Interpretation des Geschehens dar und bekräftigt
den neuen Machtanspruch Deutschlands und der Hohenzollern über Okzident und Orient nach dem siegreichen Krieg von 1870/71 und der
Proklamation des deutschen Kaiserreichs im Spiegelsaal von Versailles. Evidente ikonographische Bezüge bestehen daher zu Gemälden mit dem Einzug
Christi in Jerusalem. Gentz reiste 1873 für einige Wochen nach Jerusalem, in Berlin entstanden die Studien vom Kronprinzen in der 1869 getragenen
Staatsrobe und von dem prächtigen Hengst. Direkt nach seiner Vollendung wurde das Werk auf der Akademieausstellung 1876 mit einer goldenen
Medaille ausgezeichnet; es war zuvor bereits für die Nationalgalerie erworben worden. Der einflussreiche Kunstkritiker Adolf Rosenberg schrieb 1876:
„Eines der brillantesten, koloristischen Effektstücke, welche die neuere Kunst hervorgebracht hat, verdankt die Ausstellung (...) W. Gentz, der damit in die
erste Reihe unserer Orientmaler hinaufgerückt ist. Es ist zugleich (...) das einzige Bild, welches auf die Bezeichnung ‚sensationell‘ Anspruch machen darf“
(Kunstchronik, XII. Jg., Heft Nr. 7, 23.11.1876, Spalte 101-02). Öl/Lwd.; L. u. monogr.; 54 cm x 44 cm. Rahmen.
Diese Studie wurde 1890 unter dem Titel „Einzug Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen zu Pferde (1875)“ in der „Ausstellung der Werke von Wilhelm Gentz und Carl Steffeck
in der Königlichen National-Galerie“ in Berlin gezeigt (Kat. S. 29-30, Nr. 212).
Provenienz: Aus dem Nachlass des Künstlers.
Oil on canvas. Monogrammed. Study for the painting in the National Gallery in Berlin. Provenance: From the estate of the artist, exhibited 1890 in Berlin.
€ 22.000,–