514 Gemälde
1488
Anthony van Dyck
(1599 Antwerpen - 1641 Blackfriars/London)
General Thomas Fairfax 3rd Lord Fairfax of Cameron (wohl)
Repräsentatives Brustbildnis im Halbprofil, der Dargestellte in einem glänzend polierten Harnisch, über dem auf die
Schulter ein weißer, breiter Kragen fällt. Lt. Erik Larsen handelt es sich bei diesem Gemälde um „ein gut erhaltenes
und geschickt ausgeführtes Werk des Meisters.“ In der Tat gelingt es Anthony van Dyck hierin höchst virtuos die
Persönlichkeit des Feldherrn zu charakterisieren und das Gesicht durch ein fein nuanciertes Inkarnat und eine subtil
eingesetzte Lichtführung plastisch wirken und lebenswahr erscheinen zu lassen. Die Identifizierung des Dargestellten
Thomas Fairfax (1612 - 1671) basiert auf der Tradition. Fairfax war einer der wichtigsten englischen Heerführer
während des Bürgerkriegs. 1639 wurde er vom König für seine Verdienste im Feldzug Karls I. gegen die Schotten
zum Ritter geschlagen. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Jahr 1642 trat Fairfax jedoch auf die Seite der
Regierung und schloss sich den parlamentarischen Streitkräften an, die eine wichtige Rolle bei der Niederlage der
royalistischen Armee in der Schlacht von Marston Moor im Jahr 1644 spielten. 1645 ernannte ihn das Parlament
zum gemeinsamen Oberbefehlshaber mit Oliver Cromwell, verantwortlich für die Kavallerie, und es war Fairfax‘
militärisches Genie, das die Parlamentsarmee („New Model Army“) zu einer disziplinierten Streitmacht formte. Es
war diese Armee unter dem Kommando von Fairfax, die den Royalisten in Naseby im Juni 1645, der entscheidenden
Schlacht des Krieges, eine vernichtende Niederlage zufügte. Trotz seiner Treue zum Parlament während des
Krieges lehnte Fairfax die Hinrichtung Karls I. im Jahr 1649 ab und trat im folgenden Jahr aus Protest gegen Cromwells
Feldzug gegen Schottland von seinem Kommando zurück. Er zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück, bis
er 1660 General Monck bei seinem erfolgreichen Versuch unterstützte, Karl II. auf den Thron zurückzubringen und
die Monarchie wiederherzustellen. Porträtiert hat ihn der flämischer Barock-Künstler Anthony van Dyck, der nach
Erfolgen in den südlichen Niederlanden und Italien zum führenden Hofmaler in England wurde und für die nächsten
150 Jahre die englische Porträtmalerei entscheidend prägte. Schon als Kind stellte sich sein außergewöhnliches
Talent heraus, er lernte bei Hendrik van Balen, bereits mit 16 Jahren hatte er ein eigenes Atelier inne und 1618
wurde er als Meister in die Antwerpener Gilde aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er im Atelier von
Peter Paul Rubens, der großen Einfluss auf seine Arbeit erlangte. 1632 berief ihn Karl I. von England nach London.
Mit Ausnahme von Hans Holbein d. J. war van Dyck neben seinem spanischen Zeitgenossen Diego Velázquez
einer der ersten Maler von herausragendem Talent, der hauptsächlich als Hofporträtist arbeitete und dieses Genre
gründlich revolutionierte. Bekannt und bedeutend wurde er durch seine künstlerisch höchst souverän gemalten,
eleganten Porträts, insbesondere der Aristokratie, König Karl I. von England, seiner Familie und seines Hofstaates.
Diese waren so gefragt, dass er eine florierende Werkstatt in London gründete. Neben der Royal Collection, die
immer noch viele seiner Gemälde besitzt, zeigen bedeutende internationale Sammlungen Beispiele seiner hohen
Porträtkunst, darunter die National Gallery in London, der Prado in Madrid, der Louvre in Paris, die Alte Pinakothek
in München, die National Gallery of Art in Washington DC sowie das Museum of Fine Arts in Boston und die Frick
Collection in New York. Öl/Lwd.; 76 cm x 63 cm. Rahmen.
Aufgeführt in: Erik Larsen: „The Paintings of Anthony Van Dyck“, Luca Verlag, Freren 1988, Nr. 831 (mit Abb.), Tafel 21.
Nicht aufgeführt bei Susan J. Barnes („Van Dyck. A Complete Catalogue of the Paintings“, New Haven/London: Yale University Press
2004).
Weitere Lit: wohl identisch mit dem von Jules Guiffrey in der Künstlermonographie „Antoine Van Dyck. Sa vie et son oeuvre“ (Paris, 1882)
unter der Nr. 546 im Wvz. aufgeführten Gemälde.
Provenienz: Sammlung Martin Robyns, Brüssel, 1781; Verhulst, Brüssel 1800; F. Sabin, London 1928; Privatsammlung,
Irland, 1981; Privatsammlung, Texas/USA; Privatsammlung Süddeutschland.
Oil on canvas. Mentioned in the catalogue raisonné by Erik Larsen, no. 831. According to Larsen this painting is „a well preserved and
competently executed work by the master.“
€ 95.000,–