Gemälde 607
1640 Max Friedrich Rabes. Arabischer Markt in Kairo.
1640
Max Friedrich Rabes
(1868 Samter - 1944 Wien)
Arabischer Markt in Kairo
Das prachtvolle, in leuchtenden Farben im impressionistischen Malduktus mit breitem, schnell geführten Pinsel gemalte
Orientbild zeigt einen belebten Straßenzug mit Marktständen in Kairo. Auf dem Minarett im Hintergrund ruft der Muezzin
im blauen Gewand. An beiden Seiten des unbefestigten Weges sind Zelte zum Schutz gegen die brennende Sonne aufgebaut,
unter denen Händler ihre Waren anbieten, mit aufspielenden Musikern und tanzender Orientalin sowie andere, das
von einem Käufer mit Krug angebotene Wasser trinkend. Rechts unten im Bild zwischen vier älteren Männern sitzend, eine
anmutige Araberin mit Schmuck und blauem Gewand, die ein Dutzend Orangen feilbietet. Auf der gegenüberliegenden
Seite ein mit Waren bepackter Esel vor einem Café mit Tischen und Stühlen. Das Gemälde entstand nach einer längeren
Ägyptenreise, die bei Rabes eine Begeisterung für Orientmotive auslöste und ihn bald zu einem der gefragtesten deutschen
Orientmaler aufsteigen ließ. Nach der Wiederentdeckung der Pyramiden beim Napoleonfeldzug, der Eröffnung des Suezkanals
1869 und dem Eisenbahnbau, wurde Ägypten nicht nur wirtschaftlich interessant, sondern auch zum touristischen
Sehnsuchtsort vieler Europäer. Auf den internationalen Weltausstellungen nach 1870 in Wien und Paris wurden exotische
Waren in spektakulären ägyptischen Tempelbauten einem Millionenpublikum dargeboten. Die Orientfaszination wirkte sich
schnell auf alle Bereiche von Kunst, Architektur, Literatur und Musik aus. Der Orient wurde zu einer märchenhaften Gegenwelt
verklärt wie im Buch „1001 Nacht“. Auch auf den internationalen Kunstausstellungen wurden Dutzende Orientmotive
mit Pyramiden, in den Wüstenoasen lebenden Arabern und besonders häufig, quirlig belebte Straßenszenen aus Kairo
präsentiert. Die scheinbare Sorglosigkeit des alltäglichen Lebens der Nordafrikaner empfand man als krassen Gegensatz
zu den realen Lebensverhältnissen der Europäer. Das wandfüllende Gemälde schuf Rabes in seinem Berliner Atelier vermutlich
im Auftrag eines Sammlers. Ein recht ähnliches Bild mit dem Titel „Arabischer Handel“ wurde 1895 in der Großen
Berliner Kunstausstellung präsentiert und vom Museum in Schwerin erworben (Kriegsverlust). Öl/Lwd. L. u. sign. u. dat.
„Max Rabes 1894 Berlin“. 78 cm x 123 cm. Original-Rahmen.
Vgl. Karin Rhein, Deutsche Orientmaler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 2003. Große Berliner Kunstausstellung 1895, Nr. 1389;
Bötticher S. 342.
Oil on canvas. Signed and dated 1894 with location Berlin.
€ 22.000,–