510 Gemälde
1484
Jan Brueghel der Jüngere und Hendrick van Balen
(1601 Antwerpen - 1678 ebenda bzw. 1573 Antwerpen - 1632 ebenda)
Dianas Nymphen nach der Jagd
Die Szenerie ist in eine dicht bewaldete Landschaft komponiert, durch die sich annähernd im Goldenen Schnitt eine
tiefenräumliche Schneise mit einer Aue zieht, vor dieser ist bühnenartig die eigentliche Handlungszene im erhöhten,
schattig abgesetzten Vordergrund mit den Figuren und Tieren gestellt. Hierdurch verbinden sich in dem Gemälde
verschiedene Bildgattungen - Waldlandschaft, mythologische Szene und Tierdarstellung. Auf der rechten Bildseite
werden die beiden von Hendrick von Balen ausgeführten Nymphen in ockergelben und leuchtend roten Kleidern
dargestellt, Speere und ein erlegtes Perlhuhn haltend; vor ihnen eine Meute aus fünf unterschiedlichen Jagdhunden;
an einem Baum hängend ein Jagdhorn und ein gefüllter Pfeilköcher. Demgegenüber sind auf der linken Bildseite unterschiedliche,
erlegte Tiere über- und nebeneinander geschildert, u. a. ein Wildschwein, ein Wolf, ein Fuchs, ein
Kaninchen, Fasane, ein Reiher und andere Wildvögel. Verstärkt durch die fein lasierende Malweise des Tafelbildes
wirken die eingehend studierten Tiere insbesondere in den Darstellungen der Hunde überaus lebendig bzw. auch in
der erlegten Jagdbeute naturwahr. Dieses Gemälde dürfte laut Klaus Ertz noch vor der Italien-Reise von Jan Brueghel
dem Jüngeren um 1621/22 entstanden sein. Bei dem Jan Brueghel und Hendrick van Balen in Zusammenarbeit
geschaffenen Gemälde handelt es sich um eine leicht abgewandelte Version des väterlichen, um 1620 entstandenem
Werk Jan Brueghels dem Älteren (1568 - 1625) in der Alten Pinakothek in München (Inventar-Nr. 850), der
ebenfalls den begabten und befreundeten Figurenmaler Hendrik van Balen für die Nymphenfiguren herangezogen
hatte. Jan Brueghel der Jüngere lernte van Balen bereits um 1618-1620 unmittelbar im Atelier seines Vaters kennen,
wie eine Reihe von Gemälden, an denen beide gearbeitet haben, belegt. Nach der Rückkehr aus Italien und mit
Übernahme der Werkstatt des zu Jahresanfang verstorbenen Vaters im Jahre 1625 wurde die Zusammenarbeit der
beiden Künstler sehr intensiv und endete erst mit dem Tod van Balens 1632. Hendrick van Balen wurde in diesen
sieben Jahren für Jan Brueghel den Jüngeren zum wichtigsten Mitarbeiter und hatte ganz wesentlichen Anteil daran,
dass dieser mit dem übernommenen Atelier des Vaters so schnell in Antwerpen Fuß fassen konnte. Nachdem 1625
Jan Brueghel der Jüngere auch Mitglied der Lukasgilde geworden war und er 1626 Anna Maria Janssens, Tochter
des berühmten Malers Abraham Janssens in der Antwerpener Kathedrale geheiratet hatte, begann die bis in die
1630er Jahre währende, erfolg- und schaffensreichste sowie glückvollste Phase seines Lebens, zumal er 1630
und 1631 auch als Dekan der Gilde wirkte. 1647 ernannte ihn Erzherzog Leopold Wilhelm zum Hofmaler und
Konservator seiner bedeutenden Kunstsammlung, weitere Aufträge erhielt er in Verbindung hiermit danach auch
vom österreichischen Hof. Öl/Eichenholztafel, parkettiert. 58,5 cm x 80 cm. Rahmen.
Aufgeführt im Wvz. von Klaus Ertz: „Jan Brueghel der Jüngere (1601-1678). Die Gemälde mit kritischem Werkkatalog“, Freren 1984, Nr.
243, S. 405, Farbtafel 50.
Provenienz: Deutsche Privatsammlung; Galerie Kaiser, Hagen; Kunsthandel Düsseldorf; deutsche Privatsammlung.
Oil on cradled panel. Mentioned in the catalogue raisonné by Klaus Ertz, no. 243.
€ 135.000,–